Sonntag, 15. Juli 2012

Intellektuelle Korruption unter Ökonomen


Allan Meltzer schreibt in einem wunderlichen Artikel („What’s Wrong With the Federal Reserve?“) in WSJ, dass die Märkte Angst vor der Inflation signalisieren, was in der Tat überhaupt nicht zutrifft. Denn ein Blick auf die solide Abbildung der Cleveland Fed zeigt, wie die Inflationserwartungen verlaufen.

David Glasner bemerkt in seinem Blog, dass es für ihn kein Vergnügen ist, wenn er „Meltzers abgründigen Artikel“ in WSJ über die Fed und die aktuelle Geldpolitik als „peinlich“ beschreibt.

Meltzer denkt nämlich, dass die Fed heute von einem Haufen Day Traders geleitet wird. Welche Anzeichen sieht aber der an der Carnegie Mellon University’s Tepper School lehrende Wirtschaftsprofessor für die Unfähigkeit der US-Notenbank? „Die Zinsen am Markt sind für alle Laufzeiten der Staatsanleihen die niedrigsten seit der Gründung der Republik“.

Das ist erstaunlich, kommentiert Glasner. Denn Prof. Meltzer wird als einen der Gründerväter (zusammen mit Milton Friedman und Karl Brunner) des modernen Monetarismus angesehen, wonach die nominalen Zinssätze in erster Linie durch die Inflationserwartungen bestimmt werden.

Es ist aber tatsächlich schlimmer, als Glasner erkennt, hebt Paul Krugman in seinem Blog mit Hinweis auf das hoch entwickeltste Mass für Inflationserwartungen der Cleveland Fed hervor.


Inflationserwartungen (10Jahre), Graph: Fed Cleveland

Meltzer schlägt die gleiche Trommel seit drei Jahren. Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises hatte bereits vor drei Jahren, als Meltzer im Mai 2009 einen ähnlichen absurden Artikel („Inflation Nation“) in NY Times verfasst hatte, darauf hingewiesen. Man könnte meinen, dass das vollständige Versagen Meltzers Prognose von der Inflation, die sich nicht materialisiert hat, ihn davon abhalten würde, weitere absurde Aussagen zu machen. Ganz im Gegenteil bleibt sein Dogmatismus völlig ungeschüttelt, legt Krugman dar.

Hat ein einziger prominenter Ökonom oder ökonomischer Prognostiker, der bisher alles falsch gehabt hat, zugegeben oder sogar einen Hauch von Demut gezeigt? Hat jemand vielleicht angedeutet, dass die wirtschaftspolitischen Ratschläge, die er erteilt hat, angesichts des Totalausfalls der vorhergesagten Vorkommnisse falsch sein mochten. Es gibt keinen einzigen Ökonomen, moniert Krugman weiter.

Glasner legt nahe, dass Meltzer durch den Einfluss von Murdoch korrumpiert worden ist. Krugman ist nicht einverstanden. Er hege keine Zuneigung für Murdoch. Aber eines der vielen unangenehmen Dinge, die wir in dieser Krise gelehrt haben, ist, dass es von Anfang an viele geistige Korruption im Wirtschafts-Beruf gegeben hat.

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