Während
viele politische Entscheidungsträger und einige Ökonomen weiterhin die Austäritätspolitik fördern und Inflationsangst pflegen, schleichen
sich negative Renditen in Europa allmählich ein. In Belgien, Dänemark, Deutschland,
Frankreich, den Niederlande und der Schweiz werfen Staatspapiere am kurzen Ende
der Ertragskurve negative Renditen ab.
In
der Schweiz hat sich heute auf der Auktion von Geldmarktpapieren mit 3 Monaten
Laufzeit (18 Okt 2012) erneut eine negative
Rendite ergeben. Während die Gebote sich auf 2 Mrd. Franken beliefen, hat
die schweizerische Finanzverwaltungsbehörde 475,5 Mio. Franken zu einer
negativen Rendite von -0.699% zugeteilt. Es war unterdessen die 49.
Versteigerung in Folge mit einer Minus-Rendite.
Dass
die staatliche Schuldenkrise, die derzeit in Europa beobachtet wird, mit einer
unverantwortlichen Haushaltsführung nichts zu tun hat, zeigt die Ausgabe eines
kurzfristigen Schuldpapiers durch den europäischen Krisenfonds EFSF zu einer negativen Rendite von -0,0113%.
Der
EFSF hat heute mit dem Verkauf einer Schuldverschreibung mit 6 Monaten Laufzeit
in Höhe von rund 1,49 Mrd. Euro sogar Geld verdienen können. Die Nachfrage hat
auf der Auktion das Angebot um das 3-fache übertroffen. Das heisst, dass die
Anleger darauf zahlen, um die Haushaltsdefizite in Europa finanzieren zu
können.
Die
Verschlechterung der öffentlichen Haushaltssituation in Europa ist eine Folge,
nicht die Ursache der Krise. Es ist also abwegig, verschwenderische
Haushaltsführung für das Problem verantwortlich zu zeichnen. Die Staaten waren
nach dem Zusammenbruch der Spekulationsblase an der EU-Peripherie gezwungen,
die Schulden des privaten Sektors (v.a. die der Banken) zu übernehmen, was zu
einem Anstieg der Staatsverschuldung und Haushaltsdefizite geführt hat.
Die
empirische Evidenz legt also nahe, dass die Inflationsangst unbegründet ist und
die Austeritätspolitik nicht funktioniert. Eine übertriebene
Haushaltskonsolidierung in einer Bilanzrezession (balance sheet recession) schwächt die Wirtschaft.
Die
Inflation stellt auch auf der anderen Seite des Atlantiks derzeit keine Gefahr
dar. Ganz im Gegenteil: Das Risiko einer Deflation
im japanischen Stil beginnt, zum ersten Mal seit zwei Jahren zu steigen,
schreibt Ed Dolan in seinem Blog.
Die
heute von Bureau of Labor Statistics
(BLS) vorgelegten Zahlen
besagen, wie es um die Inflation in den letzten Jahren geschehen ist. Um zu
erfahren, was die Marktteilnehmer in Bezug auf das zukünftige Inflation oder
Deflation erwarten, ist es hilfreich, einen Blick auf das Inflation Project der Atlanta Fed zu werfen.
US Deflation
Wahrscheinlichkeit, Graph: Prof. Ed Dolan
Die
Abbildung fasst die Entwicklung von Deflationserwartungen zusammen, und zwar in
den letzten paar Jahren. Im Jahre 2010, als die Inflation monatlich gegen Null
lief, betrug die Wahrscheinlichkeit, dass der CPI am 15 April 2015 tiefer wäre
als am 15. April 2010. Dann ist die Inflation etwas angestiegen, sodass sich
die Deflationsgefahr verringert hat.
Der
Fall 15% hört sich nicht wie ein grosses Risiko an, aber man merke, dass die
Abbildung die Wahrscheinlichkeit misst, nicht einen kurzen Rückgang im
Konsumenten-Preisindex (CPI), sondern eine nachhaltige Deflation wie in Japan.
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