Freitag, 27. Juli 2012

Welcome in “Club Negative”


Es war Dänemarks Zentralbank, die am 5. Juli dieses Jahres offiziell erstmals einen negativen Zinssatz eingeführt hat, um die en masse Kapitalzuflüsse ins Land zu unterbinden. Die dänische Zentralbank will damit aber zugleich v.a. die Koppelung (das sog. „peg“) der Landeswährung am Euro verteidigen.

In Erinnerung ist, dass auch die schwedische Zentralbank (Swedish Riksbank) 2009 kurz einen negativen Zinssatz für Einlagen verhängt hatte.

Seitdem die EZB neulich den Zinssatz für die Einlagefazilität auf Null Prozent gesenkt hat, um die Banken zur Kreditvergabe zu animieren, brodelt es in der Gerüchteküche, dass die europäischen Währungshüter grundsätzlich nicht abgeneigt wären, demnächst offizielle negative Zinsen einzuleiten. Das heisst, dass die Geschäftsbanken darauf zahlen müssten, um ihre überschüssige Liquidität bei der EZB über Nacht deponieren zu dürfen.

Es ist sicherlich ein unkonventioneller Gedanke. Aber die Forward-Kontrakte für den EONIA (Benchmark Zinssatz für die Kreditaufnahme in Euro über Nacht) deuten darauf hin, dass die Future-Märkte eine, wenn auch kleine, aber sinnvolle Wahrscheinlichkeit einpreisen, dass negative Zinsen Ende des Jahres möglich sind, wie FT in einem kurzen einem Artikel (“Could the ECB join Europe’s Club Neg?”) in berichtet. Es gibt sogar Analysten, die damit rechnen, dass die EZB die negativen Zinsen bereits im Oktober vorstellen könnte.


EONIA: 0,112%, Graph: Bloomberg.com
 Wenn es zum Tragen kommt, dann ist es wahrscheinlich, dass die Anzahl der Mitglieder in Europas „Club Neg“ (Club der negativen Renditen) anschwillt, oder die der Länder, wo die kurzfristige Fremdkapitalkosten bereits negativ sind, da die Banken sichere Orte suchen, um Geld zu verstauen. Ob es aber weitere Kreditvergabe in der Realwirtschaft anregen wird, mag dahin gestellt sein.

Unkonventionelle Zeiten erfordern unkonventionelle Massnahmen. Mario Draghis Aussage von gestern, dass die EZB alles tun werde, um den Euro zu retten, hat dazu geführt, dass die Rendite der italienischen und der spanischen Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit in den vergangenen zwei Tagen unmittelbar gefallen sind. 

Der EZB-Chef hat nämlich darauf hingewiesen, dass die sich ausweitenden Risikoaufschläge für Staatspapiere (spreads) die monetären Transmissionsmechanismus beeinträchtigen und die EZB die Aufgabe habe, dagegen vorzugehen. Die verbale Intervention hat bereits für eine sofortige Entspannung gesorgt.

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