Samstag, 14. Juli 2012

Business ist nicht Volkswirtschaft


Präsident Obama trifft den Nagel auf den Kopf (*):

„Wenn einige Leute fragen, warum ich sein Vorleben bei Bain hinterfrage, lautet das Argument, das ich vortrage, dass es Ihr Job ist, wenn Sie ein Kopf einer grosse privaten Equity-Firma oder eines Hedge Funds sind, Geld zu verdienen. Es hat mit der Schaffung von Arbeitsplätzen nichts zu tun. Es geht nicht einmal um ein erfolgreiches Geschäft: es gilt sicherzustellen, dass Sie die Erträge für Ihre Investoren maximieren. Nun ist das angemessen. Das ist Teil des American Way. Das ist Teil des Systems. Aber es qualifiziert Sie nicht unbedingt, die Wirtschaft als Ganzes für sich in Anspruch zu nehmen, weil es meine Arbeit als Präsident ist, an die Arbeiter zu denken. Mein Job ist, über die Gemeinden nachzudenken, wo die Arbeitsplätze ausgelagert (outsourcing) werden“.

Ein Land ist nicht ein Unternehmen, fügt Paul Krugman in seinem Blog hinzu. Und ein Land ist bestimmt nicht eine private Equity-Firma.

Der Punkt ist, dass Mitt Romney für das Präsidentenamt ausschliesslich auf der Grundlage seines Business-Erfolgs kandidiert. „In einer besseren Welt würde er sich um das Amt aufgrund seiner erfolgreichen Gesundheitsreform bewerben, aber er verurteilt nun die erzielte Leistung im Gesundheitswesen“, hebt Krugman hervor.

In einer besseren Welt könnte Romney tatsächlich auf der Grundlage irgendeiner Art von kohärenten politischen Ideen für die Präsidentschaft kandidieren. Aber er offeriert stattdessen nichts anderes als eine Mischung aus Steuersenkungen für die Reichen und Sozialhilfe-Kürzungen für die Mittelschicht und zwar so extrem, dass die Fokusgruppen sich weigern, daran zu glauben, dass es sich dabei um seine tatsächlichen Vorhaben handelt, beschreibt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.

Es ist m.a.W. ein völliger Blödsinn, von z.B. „Deutschland AG“ und/oder „Schweiz AG“ zu reden. Es ist ein fataler Fehler, in der aktuellen Debatte in Deutschland zur Lösung der anhaltenden wirtschaftlichen Probleme um die Eurozone den Metapher „die schwäbische Hausfrau“ heranzuziehen.

Die wirtschaftliche Idealvorstellung eines privaten Haushaltes deckt sich nicht mit der einer gesamten Volkswirtschaft. BWL ist nicht gleich VWL. Einzelwirtschaftliche Rationalität stimmt mit gesamtwirtschaftlicher Rationalität nicht überein. Man denke an das Sparparadoxon (paradox of thrift).

(*)

Meine freie Übersetzung aus dem Englischen. Das Original ist hier zu lesen.

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