Sonntag, 15. Juli 2012

Verwirrung um die EZB-Einlagefazilität


EZB-Chef Mario Draghi hat im Gegensatz zu seinem Vorgänger einige Aussagen gemacht, die Hand und Fuss haben. Draghi hat zum Beispiel bei zahlreichen Gelegenheiten betont, dass die Geldbasis (monetary base) der EZB in einem geschlossen System lebt. Daher könne nur die EZB die Reserven dauerhaft tilgen.

Konkret: Die EZB hat am 5. Juli den Zinssatz für die Einlagefazilität (Deposit Facility) von 0,25% auf 0,00% gesenkt. Die Banken haben darauf hin ihre Einlagen bei der EZB über Nacht sofort halbiert: von 809 Mrd. Euro auf 325 Mrd. Euro. Dabei war die Erwartung daran geknüpft, dass die Interbank-Kreditvergabe wiederbelebt werden würde. Stattdessen ist die Summe der Gelder, die von Banken im „Current Account“ bei der EZB „geparkt“ werden, kräftig gestiegen.

Die Deposit Facility wird vielfach als Massstab dessen betrachtet, ob die Banken die hohe Menge an Liquidität, die sie bei der EZB aufnehmen, „verwenden“ oder sie wieder bei der EZB „parken“. Die Deposit Facility ist aber kein guter Wegweiser für das Verhalten der Banken, wie Greg Fuzesi von JPMorgan erklärt.

Selbst wenn die Banken die Liquidität „verwenden“, um Kredite zu vergeben oder damit Vermögenswerte zu kaufen, wird die Liquidität von einer Bank zu einer anderen Bank weitergegeben. Am Ende eines jeden Handelstages landet die Liquidität auf Deposit Facility. Die Überschuss-Liquidität nimmt nur dann ab, wenn die Banken die Beträge, die die bei der EZB aufnehmen, durch Refi-Geschäfte verringern oder die Menschen die Banknoten und Münzen unter die Matratze legen.

Der Rückgang der Gelder auf Deposit Facility (Einlagefazilität) ist daher vollkommen technisch bedingt, mit Bezug auf die Art und Weise, wie die EZB die Reserven verzinst. Die Gelder auf Current Account werden zum Refi-Satz von 0,75% vergütet, bis zu der Summe, die die Banken als Mindesreserve (107 Mrd. Euro) hinterlegen müssen. Die zusätzlichen Reserven, die auf dem Current Account geparkt werden, werden nicht verzinst.

Angesichts der Tatsache, dass der Zinssatz für die Einlagefazilität jetzt Null Prozent beträgt, macht es keinen Unterschied aus, ob die Banken die überschüssigen Reserven im Current Account oder im Deposit Facility halten. Deshalb ist die Summe der Gelder auf Current Account am Mittwoch über Nacht von 74 Mrd. Euro auf 540 Mrd. Euro geklettert. Die Gesamthöhe der überschüssigen Reserven ist 760 Mrd. Euro geblieben. Das ist der Grund, warum Draghin von einem „geschlossenen System“ redet.

Das legt also nahe, dass die EZB, wenn sie beschliessen sollte, den Zinssatz für die Einlagefazilität auf z.B. minus 0,25% zu reduzieren, gewisse operative Massnahmen treffen müsste, um daran festzuhalten. 

Die Auswirkung dessen, ob der Zinssatz für die Einlagefazilität der EZB bei Null oder leicht unter Null Prozent liegt, hängt davon ab, wie die Banken im Kern der Eurozone (z.B. in Deutschland), die die meisten der überschüssigen Reserven halten, empfinden, einen erheblichen Teil ihrer Bilanzsumme mit Null Verzinsung zu halten, wie Greg Fuzesi erläutert. 

Wird irgendwie eine Suche nach Ertrag ausgelöst, dann würden die Reserven zwischen den Banken schneller zirkulieren. Und in dem Masse, wie ein Teil von Cash, was in der Bilanz von deutschen Banken liegt, zurück an die Peripherie fliesst, würden sich auch die Ungleichgewichte im TARGET 2 abbauen. Und dadurch nähme auch die Abhängigkeit der Banken an der Peripherie von der EZB ab. 

PS:


Monetary Base: Die monetäre Basis ist die Notenbankgeldmenge (Notenumlauf + Giroguthaben der Banken bei der Zentralbank).

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