Samstag, 21. Juli 2012

Austerität im Teufelskreis


David Glasner (via Mark Thoma) befasst sich in seinem Blog mit der Lobhudelei, die Edmund Phelps in einem ermüdenden Artikel („Germany is right to ask for austerity“) in FT zu Gunsten von Austerität liefert.

Prof. Phelps sagt uns in der britischen Wirtschaftszeitung, dass die Ursache der Euro-Krise nicht Angela Merkels Beharren auf die Austeritätspolitik und Arbeitsmarktreformen ist, sondern das Versagen der Regierungen am Rande der Insolvenz, dem deutschen Vorbild nachzueifern.

Der an der Columbia University lehrende Wirtschaftsprofessor schreibt, dass Angela Merkel und Wolfgang Schäuble Recht hätten, die Banken Union (bank union) ohne Politische Union (political union) abzulehnen. „Ohne Zähne in solchen Vereinbarungen könnten die Staaten nun berauscht vom Wohlstand (privat und sozial) die Kredite und die Zuschüsse für die Finanzierung von weiteren Haushaltsdefiziten und weiteren Ansprüchen verwenden als den Weg für die haushaltspolitische Verantwortung zu glätten“.

Es ist durchaus möglich, sogar wahrscheinlich, dass Lohnsenkungen und Arbeitsmarkt-Liberalisierung für alle europäischen Länder von Vorteil wären. Aber das ist nicht das Problem, hebt Glasner hervor. Frankreich und Italien und andere EU-Länder können eigene Haushalts- und Arbeitsmarkt-Politik wählen. Diese Entscheidungen implizieren Kosten und Folgen. Höhere Steuern und unproduktive Staatsausgaben werden tendenziell Wachstumsrate drücken.

Wenn Frankreich und Italien langsamer wachsen wollen als Deutschland, dann haben sie als souveräne Staaten das Recht, so zu tun. Die Wahl eines mässigen Wachstums führt nicht zwangsläufig zu Insolvenz und es ist nicht die Aufgabe von Deutschland, Frankreich und Italien ein höheres Wachstum vorzuschreiben als diese Länder sich wünschen. 

Griechenland ist eine Ausnahme. Die potenziell insolvente Länder in Europa sind nicht wegen ihrer Haushalts- und Arbeitsmarkt-Politik mit Zahlungsunfähigkeit konfrontiert, sondern wegen eines starken Rückgangs der Wachstumsrate des nominellen BIP als Ganzes seit 2008 (im Durchschnitt nur 0,6% seit dem dritten Quartal 2008).

Warum ist das nominale BIP seit 2008 nicht so schnell gewachsen wie vor 2008? Einige von uns denken, dass es etwas mit der von der EZB verfolgten Politik zu tun hat, erklärt Glasner, eine Politik, die von dem Land festgelegt wurde, wo die EZB ansässig ist. Erraten Sie mal, welches Land?

Aber aus irgendeinem Grund erwähnt Prof. Phelps in seinem 670 Worte umfassenden Artikel kein einziges Mal die EZB, während der Wirtschaftsnobelpreisträger die Ursachen der Euro-Krise erläutert und Kanzlerin Merkels Rolle in der Krise Schutz nimmt.

Keine Kommentare: