Die
SNB hat gestern das Statistische Monatsheft Juli 2012
veröffentlicht. Demnach ist die Notenbankgeldmenge
(nach Verwendung) in der Schweiz Ende Juni auf 273,9 Mrd. Franken gestiegen.
Das bedeutet ein Anstieg um 57,10 Mrd. Franken gegenüber dem Vormonat.
Vor
einem Jahr im vergleichbaren Monat lag die Notenbankgeldmenge auf 74,6 Mrd.
Franken. Das bedeutet einen Anstieg um 267,1% innert 12 Monaten. Die massive
Ausweitung der Notenbankgeldmenge hat aber nicht zu einem Anstieg der Inflation
geführt. Ganz im Gegenteil ist die Inflation in der Schweiz negativ. Die Kerninflation liegt sogar noch tiefer im Minus.
Ist
das Umfeld der Wirtschaft depressiv, braucht man sich keine Sorgen um
inflationäre Folgen von Geldschöpfung zu machen. Wie das Konzept der Liquiditätsfalle nahelegt, sind nicht
einmal die Zinsen auf der Nullgrenze tief genug, ausreichend Ausgaben zu
induzieren, um die Vollbeschäftigung wiederherzustellen. Wenn die Wirtschaft in
einer Liquiditätsfalle steckt, ist das Drucken von Geld nicht inflationär.
Schweizer
Notenbankgeldmenge (M0), Graph: SNB,
Statistisches Monatsheft, July 2012
Der
Anstieg der bei der SNB gehaltenen Sichtguthaben ist im Wesentlichen auf die
Durchsetzung des Mindestkurses im Laufe der Euro-Krise zurückzuführen.
In
der Schweiz ist der Nominalzinssatz (Repo-Overnight-Satz: 0,02% und 3-Monats-Libor CHF: 0,07%) praktisch
null und die Inflationsrate negativ.
Die Geldmarktzinssätze verlaufen bereits
seit einem Jahr unter Null. Die Deflation führt zu einer erhöhten Nachfrage. Der
Geldmultiplikator hat sich halbiert. Das heisst, dass das von der Zentralbank
geschaffene Geld in der Realwirtschaft nicht ankommt, weil die Banken aus
Vorsichtsgründen die erhöhte Liquidität halten. Dass die überschüssige
Liquidität gehortet wird, lässt sich auch an der abnehmenden Umlaufsgeschwindigkeit
des Geldes (siehe auch hier) erkennen.
Die
weitdefinierten Geldaggregate (d.h. die Zahlungsmittel in den Händen der
Haushalte und Unternehmen) sind in den letzten Monaten kräftig gestiegen. Die
Geldmenge M1 ist gegenüber dem Vorjahr um 8,7%, die Geldmenge M2 um 7,8% und
die Geldmenge um 7,0% gestiegen. Seit dem Ausbruch der Finanzkrise im Herbst
2008 widerspiegelt die Entwicklung der weit definierten Geldaggregate die
Zinsentwicklung in der Schweiz.
Schweizer
Geldmengen M1, M2 und M3, Graph: SNB,
Quartalsheft II, June 2012
Da
die Banken über grosse Überschussreserven verfügen, wird ihre Kredit- und
Geldschöpfung durch die Mindestreserven nicht eingeschränkt, wie die SNB im
Quartalsheft betont.
Schweizer
Geldmengenmultiplikator, Graph:
Zürcher Kantonal Bank (ZKB)
Exkurs:
Notenbankgeldmenge
(d.h. monetäre Basis) = Notenumlauf + Girokonten inländischer Banken
Geldmengenmultiplikator
= M3/monetäre Basis.
Umlaufsgeschwindigkeit
des Geldes = M3/BIP.
PS:
Statt
M3 kann auch M2 verwendet werden.
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