Samstag, 28. Juli 2012

Verzinsung von Überschussreserven bei den Zentralbanken


Seitdem die EZB am 5. Juli den Zinssatz für die Einlagefazilität von 0,25% auf 0,00% gesenkt hat, gibt es Diskussionen darüber, ob die EZB demnächst dazu übergehen würde und/oder soll, negative Zinsen einzuführen.

In den USA verzinst die Fed die Überschussreserven der Banken derzeit zu 0,25 Prozent. Aber auch auf der anderen Seite des Atlantiks gibt es nun eine kleine Debatte darüber, ob die Fed die Verzinsung (IOER: interest paid on excess reverves) auf Null senken soll, um durch die Wiederbelebung der Kreditvergabe der Banken die Wirtschaft zusätzlich anzukurbeln.

Die Idee dahinter ist, dass die Banken die überschüssige Liquidität in sonstige Vermögenswerte investieren würden, falls der IOER gleich Null wäre oder unter Null fallen würde. Das Rebalancing der Bank-Portfolios würde wiederum zu einem Rebalancing der Porfolios der Öffentlichkeit führen, was schliesslich helfen würde, die Erholung der Wirtschaft zu fördern.

In der Schweiz werden die Sichtguthaben der Banken von der SNB nicht verzinst. Das heisst, dass die Liquidität von der SNB nicht sterilisiert wird.

Das Team von FT Alphaville vertritt eine andere Ansicht. Die Analysten sehen Probleme, falls der IOER unter Null gesenkt würde.  Dadurch würde die netto Zinsspanne für die Geldmarktfonds (MMF) abgeschafft, was die Fonds dazu veranlassen würde, aus dem Geschäft auszusteigen. Die Mittel, worauf die MMF zur Zeit sitzen, würden dann in die Banken fliessen. Die Banken dürften nicht lange zögern, die Kundeneinlagen negativ zu verzinsen. Folglich würde der Anreiz im Publikum zunehmen, mehr Bargeld zu horten. Die Finanzintermediation würde geschwächt und die Wirtschaft ging mehr bachab.

Das klingt gar nicht gut.  FT Alphaville argumentiert weiter, dass der einzige Weg, um dieses Ergebnis zu vermeiden, ist, wenn die Fiskalpolitik der Senkung von IOER mit Lieferung von mehr sicheren Anlagen folgt, in welche Finanzunternehmen ihre kostspielige (überschüssige) Liquidität investieren würden. Das FT Alphaville Team möchte aber gern wissen, was die Markt-Monetaristen, die längst für die Senkung des IOER plädieren, davon halten.

David Beckworth übernimmt in seinem Blog gern den Stab und erklärt, dass die FT Alphaville Story fehlschlägt, weil sie die breitere Wirkung der IOER-Senkung ignoriert.

Eine solche Mitteilung durch die Fed würde, wenn sie glaubwürdig ist, ein lautes Signal an die Märkte senden, im Sinne von mehr geldpolitischen Impulsen. Die Wirkung wäre enorm, weil die IOER-Senkung gleichbedeutend ist, dass die Fed die monetäre Basis permanent erhöht, erläutert der an der Western Kentucky University, Bowling Green lehrende Wirtschaftsprofessor. Eine dauerhafte Erhöhung der Notenbankgeldmenge impliziert ein permanent höheres Preisniveau und ein permanent höheres BIP-Niveau (NGDP level targeting) in der Zukunft.

M.a.W. würde die IOER-Senkung die Erwartungen in Bezug auf die künftigen Ausgaben und des Einkommens dauerhaft steigern. Im Ergebnis würde die Nachfrage für die Dienstleistungen von Finanz-Intermediation steigen, weil die Unternehmen, private Haushalte und Regierungen sich auf ein höheres nominales BIP einstellen würden. Die erhöhte Nachfrage nach Kredit würde die netto Zinsmargen von Finanzunternehmen erhöhen und es würden mehr sichere Anlagen durch private Unternehmen ausgegeben. Das heisst kein Weltuntergang für die Geldmarktfonds (MMF), hält Beckworth fest.

Das Signal einer IOER-Senkung wäre noch wirksamer, wenn es in Verbindung mit der Ankündigung einer höheren nominellen BIP-Steuerung erfolgen würde, fasst Beckworth zusammen.

Das Team von FT Alphaville hat aber Recht, wenn die Fiskalpolitik die nominelle BIP-Steuerung begleiten würde, wäre die Erholung effektiver abgestützt.

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