Seitdem
die EZB am 5. Juli den Zinssatz für die Einlagefazilität von 0,25% auf 0,00% gesenkt hat, gibt es Diskussionen
darüber, ob die EZB demnächst dazu übergehen würde und/oder soll, negative Zinsen
einzuführen.
In
den USA verzinst die Fed die Überschussreserven der Banken derzeit zu 0,25 Prozent. Aber auch auf der anderen Seite des Atlantiks gibt es nun eine
kleine Debatte darüber, ob die Fed die
Verzinsung (IOER: interest paid on excess reverves) auf Null senken soll, um durch
die Wiederbelebung der Kreditvergabe der Banken die Wirtschaft zusätzlich anzukurbeln.
Die
Idee dahinter ist, dass die Banken die überschüssige Liquidität in sonstige
Vermögenswerte investieren würden, falls der IOER gleich Null wäre oder unter
Null fallen würde. Das Rebalancing
der Bank-Portfolios würde wiederum zu einem Rebalancing
der Porfolios der Öffentlichkeit führen, was schliesslich helfen würde, die
Erholung der Wirtschaft zu fördern.
In
der Schweiz werden die Sichtguthaben der Banken von der SNB nicht verzinst. Das heisst, dass die Liquidität von der SNB nicht
sterilisiert wird.
Das
Team von FT Alphaville vertritt eine andere Ansicht. Die Analysten sehen Probleme, falls
der IOER unter Null gesenkt würde. Dadurch
würde die netto Zinsspanne für die Geldmarktfonds (MMF) abgeschafft, was die Fonds dazu
veranlassen würde, aus dem Geschäft auszusteigen. Die Mittel, worauf die MMF
zur Zeit sitzen, würden dann in die Banken fliessen. Die Banken dürften nicht
lange zögern, die Kundeneinlagen negativ zu verzinsen. Folglich würde der
Anreiz im Publikum zunehmen, mehr Bargeld zu horten. Die Finanzintermediation
würde geschwächt und die Wirtschaft ging mehr bachab.
Das
klingt gar nicht gut. FT Alphaville argumentiert weiter, dass
der einzige Weg, um dieses Ergebnis zu vermeiden, ist, wenn die Fiskalpolitik
der Senkung von IOER mit Lieferung von mehr sicheren Anlagen folgt, in welche Finanzunternehmen
ihre kostspielige (überschüssige) Liquidität investieren würden. Das FT Alphaville Team möchte aber
gern wissen, was die Markt-Monetaristen, die längst für die Senkung des IOER
plädieren, davon halten.
David Beckworth übernimmt in seinem Blog gern den Stab und erklärt, dass die FT Alphaville Story fehlschlägt,
weil sie die breitere Wirkung der IOER-Senkung ignoriert.
Eine
solche Mitteilung durch die Fed würde, wenn sie glaubwürdig ist, ein lautes
Signal an die Märkte senden, im Sinne von mehr geldpolitischen Impulsen. Die
Wirkung wäre enorm, weil die IOER-Senkung gleichbedeutend ist, dass die Fed
die monetäre Basis permanent erhöht, erläutert der an der Western Kentucky University, Bowling Green lehrende
Wirtschaftsprofessor. Eine dauerhafte Erhöhung der Notenbankgeldmenge
impliziert ein permanent höheres Preisniveau und ein permanent höheres
BIP-Niveau (NGDP level targeting) in der Zukunft.
M.a.W.
würde die IOER-Senkung die Erwartungen in Bezug auf die künftigen Ausgaben und
des Einkommens dauerhaft steigern. Im Ergebnis würde die Nachfrage für die Dienstleistungen
von Finanz-Intermediation steigen, weil die Unternehmen, private Haushalte und
Regierungen sich auf ein höheres nominales BIP einstellen würden. Die erhöhte
Nachfrage nach Kredit würde die netto Zinsmargen von Finanzunternehmen erhöhen
und es würden mehr sichere Anlagen durch private Unternehmen ausgegeben. Das heisst
kein Weltuntergang für die Geldmarktfonds (MMF), hält Beckworth fest.
Das
Signal einer IOER-Senkung wäre noch wirksamer, wenn es in Verbindung mit der
Ankündigung einer höheren nominellen BIP-Steuerung erfolgen würde, fasst Beckworth zusammen.
Das
Team von FT Alphaville hat aber
Recht, wenn die Fiskalpolitik die nominelle BIP-Steuerung begleiten würde, wäre die Erholung effektiver abgestützt.
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