Was
die anhaltende Finanzkrise u.a. deutlich gezeigt hat, ist, dass kein Mainstream-Volkswirt gern Fehler einräumt. Es mangelt ihnen aber auch an einem konstruktiven Umgang
mit Fehlprognosen, falschen Voraussagen und absonderlichen Aussagen, wobei v.a. die letzteren zumeist ideologisch geprägt sind.
Intellektuelle Redlichkeit ist offenbar ein knappes Gut.
Vor
diesem Hintergrund ist Brad DeLong überhaupt nicht erfreut, zu lesen, wie Noah Smith versucht, John Cochrane weniger ratlos über die Welt erscheinen zu
lassen, als dieser ohnehin ist.
Worum
geht es? Hier ist eine Zusammenfassung. Bitte nachlesen. Cochrane hatte im Jahr 2009 Inflation
vorhergesagt. Es ist nicht eingetroffen.
DeLong
hat sich in seinem Blog mit Stil darüber mokiert. Zu Recht. Cochrane verteidigt sich nun in seinem Blog: „die Vorhersage
der Inflation war (und ist) eine Aussage über die Risiken, keine
zeitspezifische Prognose“.
Smith
nimmt den an der University of Chicago,
Booth School of Business lehrende Wirtschaftsprofessor in Schutz. „Was den
Punkt 1 betrifft, ist es eine sehr faire, treffende Erwiderung. Vorhersagen
sind nicht notwendigerweise Prognosen. Wenn Sie sagen, „wir sind wahrscheinlich
in einer Blase, die früher oder später platzen wird“, ist etwas anderes als
wenn Sie sagen, „die Blase wird am nächsten Donnerstag um 10 Uhr 36 platzen“.
Smith
denkt also, dass die Menschen instiktiv zu viele Prognosen wollen und nicht
genügend andere Arten von Vorhersagen aus makroökonomischen Modellen wünschen.
US Notenbankgeldmenge,
Graph: FRED, Fed St. Louis
DeLong
ist damit nicht einverstanden. Der an der University
of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor denkt auch nicht,
dass es sich dabei um eine „sehr faire, treffende Erwiderung“ handelt. Erstens hat
DeLong nicht gesagt, wie einige Leser von Cochrane oder Smith glauben mögen,
dass Cochrane im März 2009 getrost vorausgesagt hat, dass eine Explosion der Inflation
unmittelbar bevorstand.
Wenn
jemand sagt, „Sie lagen falsch damit, das Risiko X zu befürchten“, ist nicht
eine schlagfertige Erwiderung, zu sagen, „ich habe niemals gesagt, dass X
passieren würde. Ich habe nur gesagt, dass es ein Risiko war“.
Im
Allgemeinen entwickelt man sich weiter, wie DeLong darlegt, wenn man sich dafür
engagiert, was einem die Kritiker sagen, und nicht was die Kritiker nicht
gesagt haben.
Zweitens
schafft die Behauptung eines Ökonomen, „ich habe nicht gesagt, dass es
passieren würde. Ich habe nur gesagt, dass es ein erhebliches Risiko war, dass
es passieren könnte“, keine „unbesiegbare Festung der Richtigkeit“, von wo aus
der Ökonom über alle seine Kritier verachtend lachen kann, schildert DeLong.
Wenn
Sie sagen, dass etwas ein erhebliches Risiko darstellt und es nicht dazu kommt,
dass es entsteht, dann sind Sie, wenn Sie ein Ökonom sind, verpflichtet,
entweder (a) auf die Elemente in der Konfiguration der Preise von
Vermögenswerten (assets) hinzuweisen,
die zeigen, dass die Menschen abgesehen von Ihnen dachten, dass es ein
erhebliches Risiko zu diesem Zeitpunkt war und deshalb wichtige Schritte
unternahmen, um sich dagegen abzusichern oder (b) erklären, was das
Marktversagen war, was die Menschen davon abhielt, Absicherungsmassnahmen gegen
dieses Risiko zu treffen, in einer Art und Weise, damit wir die Absicherungen (hedges) in den Marktpreisen sehen.
US Break-even
Inflationsrate (10 Jahre), Graph:
FRED, Fed St. Louis
Auch
Paul Krugman schaltet sich in seinem Blog in die Debatte über die schwache Ausreden der Inflationistas ein,
die ja alles falsch gehabt haben. „Was sich nun abspielt, ist, ein Versuch, die
Grenze zwischen zwei Arten der Vorhersage (unbedingt und bedingt) zu verwischen“,
erklärt der an der University of
Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.
Eine
unbedingte Vorhersage sieht wie folgt aus:
„Ich
weiss, dass die Inflation 2010 schlimmer wird. Ob sie ausser Kontrolle geraten
wird oder ob es bis 2011 oder 2012 dauern wird, weiss ich nicht, aber was ich
weiss, ist, dass wir bald eine grosse Währungskrise haben werden, was die
Finanzkrise in den Schatten stellen wird, wobei die Konsumentenpreise durch die
Decke schiessen werden, auch die Zinssätze und die Arbeitslosigkeit“.
Die
Ökonomen, die falsch lagen, haben aber nicht die Art von Vorhersage gemacht.
Was sie gesagt haben, war: „wenn wir einen massiven Anstieg der
Notenbankgeldmenge haben und das Haushaltsdefizit weiter steigt, werden wir
eine stark steigende Inflation und Zinsen erfahren“.
Es
war also eine Aussage über die Auswirkungen ihres Modells, als eine Vorhersage,
was in jedem Fall passieren würde, erläutert Krugman.
Die
Konditionen, die sie vorhergesagt haben, sind eingetroffen. Die
Notenbankgeldmenge hat sich mehr als verdreifacht. Das Defizit ist
Billionen-Grenze erreicht. Nun müssten diese Ökonomen eine Erklärung in Bezug
auf die anderen Faktoren für das Scheitern dieser Ergebnisse zu den
vorhersagten Folgen abliefern. Cochrane tut es aber nicht.
Fazit: Es ist keine gute Ausrede, zu
sagen, dass Sie keine spezielle Vorhersage über eine galoppierende Inflation
gemacht haben, wenn Sie eine „WENN-DANN“ Story erzählen und wenn Ihr „WENN“
ohne Ihr „DANN“ eintrifft.
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