Die US-Notenbank steht unter Druck. Die Kritik an Fed hat insbesondere seit der Ankündigung der QE II-Politik überraschend zugenommen. Jeffrey Frankel fasst in seinem Blog die scharf ausgeübte Kritik unter vier Aspekten zusammen:
(1) „QE ist seltsam“: Die mengenmässige Lockerung (quantitative easing) der Geldpolitik erlaubt der US-Notenbank, eine breitere Palette an Wertpapieren als die traditionell kurzfristigen Schatzwechsel (T-Bills), die sonst im Fokus der Offenmarktgeschäften der Fed stehen, zu kaufen. „Das ist eine kühne Strategie, die niemand vor 3 oder 4 Jahren vorhergesagt hätte. Aber sie ist in unerwarteten Finanzkrisen und Rezessionen angemessen“, erklärt Frankel. „Einige, die QE-Politik erschreckend finden, mögen nicht realisiert haben, dass auch andere Zentralbanken solche Massnahmen treffen und die Fed selbst in der näheren Vergangenheit darauf zurückgegriffen hat“, schildert der an der Harvard University lehrende Wirtschaftsprofessor.
(2) „Lockerung der Geldpolitik hat unter den gegenwärtigen Umständen keine Wirkung“. Es ist wahr, dass die monetäre Expansion mit seit rund zwei Jahren nahe Null liegenden kurzfristigen Zinsen nur bedingt helfen kann, erläutert Prof. Frankel. Das ist die klassiche Liquiditätsfalle. „Aber die Geldpolitik kann neben kurzfristigen Zinsen über andere Kanäle funktionieren: langfristige Zinssätze, die erwartete Inflation, Wechselkurs, Aktienkurse, Immobilienpreise, Rohstoffpreise und Kreditkanal“, legt Frankel dar. Die QE ist ein Versuch wert, da die Wirtschaft angesichts der Widrigkeiten noch schwach ist und die Fiskalpolitik sub-optimal bleibt.
(3) „Monetäre Lockerung führt zu Inflation. Was wir jetzt brauchen, ist, wenn überhaupt, eine Straffung der Geldpolitik“: Das ist die Ansicht, die von konservativen Ökonomen vertreten wird, wie von John Taylor. Er liegt aber falsch, betont der Leiter des Programms „International Finance and Macroeconomic“ bei National Bureau of Economic Research (NBER), wo er im Business Cycle Dating Committee ist, welcher offiziell Rezessionen definiert sowie erklärt. Während die Arbeitslosigkeit weit über dem natürlichen Niveau verharrt und das BIP deutlich unter dem Potenzial verbleibt und die Inflation leicht unter dem Zielwert verläuft, ist es klar, dass die Ankündigung der Fed vom 14. Dezember, weiterhin am lockeren Kurs der Geldpolitik festzuhalten, angemessen war.
(4) „Die Fed zündet ein Feuer in einem zerstörerischen Währungskrieg an“. Dies ist die Kritik, die von einigen Handelspartnern der USA kommt, v.a. aus China, Deutschland und Brasilien, erläutert Frankel. Lockerung der Geldpolitik ist keine „Beggar-thy-neighbour-Politik“. Der farbenfrohe Ausdruck „Währungskrieg“ scheint manche Menschen verwirrt zu haben. Die derzeitige Situation ist genau der Fall der frei schwankenden Wechselkurse: Wenn einige Länder der Ansicht sind, dass ihre hohe Arbeitslosigkeit eine monetäre Expansion fordert (z.B. in den USA), und gleichzeitig andere Länder glauben, dass ihnen eine Überhitzung der Wirtschaft droht und daher eine Straffung der Geldpolitik erforderlich ist, dann wertet sich die Währung der letzteren gegen die Währung der ersteren auf, wobei frei schwankende Wechselkurse für die Anpasssung sorgen. Aus diesem Grund hat Milton Friedman frei schwankende Wechselkurse (floating rates) favorisiert, damit jedes Land die gewünschte Wirtschaftspolitik unabhängig verfolgen kann.
Es ist klar, dass die lockere Geldpolitik in den USA, die auf Länder wie China Druck ausübt, die eigene Währung aufwerten zu lassen, nicht willkommen ist. China hat es schwer, am eigenen Wechselkurs festzuhalten, durch die Kontrolle der Kapitalzuflüsse und Sterilisierungsmassnahmen am Devisenmarkt. Kapitalströme sind aber ein weitgehend legitimer Weg, China den Druck spüren zu lassen, als die Alternative, nämlich Bedrohungen durch den Kongress, WTO-widrige Einfuhrzölle auf chinesische Einfuhren zu verhängen, wenn Peking eine Aufwertung der eigenen Währung nicht zulässt.
Fazit: Alles eingeschlossen findet Prof. Frankel es richtig, dass die Fed in Sachen QE II Kurs hält.
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