Paul Krugman erklärt in seinem Blog anhand eines stilisierten Beispiels, warum die aktuelle Warnung des EZB-Präsidenten vor Inflation eine schlechte Nachricht für die Länder an der EU-Peripherie ist. Angenommen besteht die Euro-Zone aus nur zwei Ländern: Deutschland und Spanien. Ferner gehen wir aus zwei weiteren Annahmen aus: (1) Deutschlands Wirtschaft ist dreimal so gross wie die von Spanien, sodass Deutschlands Inflation ¾, Spaniens ¼ der gesamten Inflation ausmacht. (2) Vergangene Ereignisse haben dazu geführt, dass die Löhne und Preise in Spanien um 20% (logarithmisch) höher liegen im Vergleich zu Deutschland. PS: Warum logarithmisch? Damit wir mit prozentualen Veränderungen arbeiten können, ohne uns um Aufzinsung (compounding) kümmern zu müssen.
Nehmen wir nun an, dass Sie jetzt die relativen Preise und Löhne wieder mit dem Verlauf vor 5 Jahren in Einklang bringen wollen. Wie kann das passieren? So oder so muss die Inflation in Deutschland um 4% höher liegen als in Spanien in diesem Zeitraum, erläutert Krugman. Es gibt zwei Szenarien zu betrachten: (a) Wir haben 2% Inflation in Deutschland und 2% Deflation in Spanien. Das impliziert eine Inflation von 1% für die Euro-Zone. (b) Wir haben 4% Inflation in Deutschland und Null Inflation in Spanien. Das impliziert eine Inflation von 3% in der Euro-Zone.
In einer reibungsfreien Welt würde es keine Rolle spielen, welches Szenario gewählt wird. Aber in Wirklichkeit ist das Szenario (a) (mit weniger Inflation) viel schlimmer für Spanien. Aus zwei Gründen: (i) Es ist viel schwieriger, eine effektive Deflation zu schaffen, als einfach stabile Preise zu haben, sodass unter Szenario (a) die Arbeitslosigkeit viel höher ist. (ii) Weil Spaniens Schulden auf Euro lauten, impliziert Szenario (a) eine deutlich schlechtere Schuldenlast.
Was wir hier sehen, ist, eine EZB, welche, indem sie auf die deutschen Wünsche eingeht, niedrigere Inflation zu haben, den peripheren Volkswirtschaften einen Bärendienst erweist. Und das wird hässlich, fasst Krugman zusammen.
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