Es gibt einige globale Faktoren wie die Arbeitslosigkeit in den Industrieländern, die QE-Politik der US-Notenbank, die Entwicklung in China und die Schwankungsanfälligkeit der Wechselkurse, welche im neuen Jahr im Blickwinkel des allgemeinen Interesses stehen werden. Das Augenmerk dürfte sich aber diesseits des Atlantiks insbesondere nach der Staatsschuldenkrise in der EU richten. Auch Paul Krugman befasst sich zur Zeit mit dem Euro-Projekt. Krugman hat bereits angedeutet, dass er seine Arbeit demnächst der Öffentlichkeit präsentieren wird. Dennoch gibt er in seinem Blog einen Vorgeschmack davon, wie er die politische Ökonomie sieht. Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) betrachtet das Euro-Projekt sowohl als politisch als auch wirtschaftlich, zumindest seit der Schuman-Deklaration.
Es geht dabei laut Krugman darum, mit einer Reihe von Plänen zur wirtschaftlichen Integration eine doppelte Aufgabe zu erfüllen, welche nicht nur ökonomisch produktiv sind, sondern auch eine „de facto Solidarität“ schaffen, in Richtung politische Union. Die Strategie war seit 60 Jahren erfolgreich, argumentiert Krugman. „Europa ist einer der grossen, inspirierenden Geschichten der modernen Welt, vielleicht aller Zeiten: Frieden, Wohlstand und Demokratie blühen, wo es fürher Minenfelder und Stacheldraht gestanden sind“, legt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor dar.
Aber die Strategie hängt von jedem Schritt in Richtung wirtschaftlicher Integration ab, sowohl als politisches Symbol als auch als eine gute ökonomische Idee. Das war für die Kohle- und Stahl-Gemeinschaft klar: Der gemeinsame Markt usw. Es ist aber keineswegs klar, ob der Euro die Prüfung bestanden hat, beschreibt Krugman weiter. Europas begrenzte Mobilität der Arbeitskräfte und ganz entscheidend die mangelnde Integration in Sachen Fiskalpolitik erschweren die Pflege einer gemeinsamen Währung. Und „das ist ein Problem für das breite Europa-Projekt“, hält Krugman fest: man bildet Solidarität mit wirtschaftlichen Massnahmen, welche funktionieren, nicht mit Massnahmen, die nicht funktionieren. Krugman glaubt nicht, dass ein Zusammenbruch des Euros uns zu den Tagen der „Siegfried Line“ zurückwerfen würde, aber es wäre ein Dämpfer für jene Gefühle der Solidarität, die angeblich den Kontinent erfassen soll, Schritt für Schritt in Richtung wahrer Föderation, so Krugman.
Wäre Paul Krugman ein europäischer Entscheidungsträger, wäre er heute sehr, sehr besorgt darum, und er würde einige gravierende Risiken eingehen, wie z.B. die Begebung von E-Bonds, um zu versuchen, die Dinge zurechtzubiegen.
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