Mark Thoma verweist auf einen interessanten Essay (“Zombie Economics and Just Deserts: Why the Right Is Winning the Economic Debate“) von Eric Schoenberg in The Huffington Post. Schoenberg argumentiert, dass die Rechte die Debatte über die Wirtschaft gewinnt, weil die Menschen (fälschlicherweise) glauben, dass es in den Ergebnissen des freien Marktes von Natur aus etwas Moralisches gibt. Paul Krugman äussert sich dazu, dass der moralische Aspekt nur einen Teil des Ganzen ausmacht. Es gebe mehr als ein bisschen von Ayn Randism auf der rechten Seite des politischen Spektrums: Berufung auf Einfachheit, bemerkt Krugman. Goldbuggism ist intellektuell einfach. Keynesianismus ist intellektuell schwer, wie die Unfähigkeit vieler ausgebildeter Ökonomen belegt, hebt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) hervor. „Dennoch hat Schoenberg recht über die Tendenz, den Moral-Wert zu den Marktwerten zuzuschreiben und die Notwendigkeit für eine Gegenerzählung“, legt Krugman dar.
Der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor will aber vorerst über die Einkommensverteilung in den USA im Hinblick auf die Gerechtigkeit oder den Mangel an dieselben nachdenken. Erstens gilt es festzuhalten, dass das amerikanische System harte Arbeit belohnt, bis zu einem Punkt. Wer mehr einsetzt, bekommt ceteris paribus mehr, beschreibt Krugman. Aber viele andere Dinge sind in der Tat nicht im Entferntesten gleich. Gegenwärtig ist Amerika die fortgeschrittene Nation mit der geringsten sozialen Mobilität, vielleicht von Grossbritannien abgesehen. Der Zugang zu guten Schulen, guter Gesundheitsversorgung und Beschäftigungsmöglichkeiten hängen stark von der Wahl der richtigen Eltern ab, erklärt Krugman.
Wenn Konservative darüber reden, dass unser Ziel Chanchengleichheit, nicht Gleichheit der Ergebnisse sein sollte, sollte Ihre erste Reaktion sein, dass die, wenn die wirklich an die Chancengleichheit denken, für eine radikale Veränderung in der amerikanischen Gesellschaft plädieren müssten. „Unsere Gesellschaft produziert in der Tat nicht so etwas wie Chancengleichheit, zum Teil, weil es ungleiche Ergebnisse produziert“, so Krugman. Nun ist die Ungleichheit der Chancen nur ein Grund für die Ungleichheit in den Ergebnissen. Aber wie viel wird von dem, was übrig bleibt, durch individuelle Anstrengung, wie viel durch Talent reflektiert und wie viel ist reines Glück? „Kein vernünftiger Mensch würde bestreiten, dass eine Menge Glück involviert ist. Wall Street Titanen sind ohne Zweifel smarte Jungs. Aber es gibt sicherlich gleichermassen intelligente Jungs, die aus irgendeinem Grund nie eine Chance gehabt haben, einen 9-stelligen Brass Ring zu grapschen“, legt Krugman dar.
Wirtschaft ist kein moralisches Spiel. Die soziale und wirtschaftliche Ordnung, die wir haben, repräsentiert nicht die Wiedergabe von einer Art tiefen moralischen Prinzipien, fasst Krugman zusammen. „Das bedeutet nicht, dass die Ordnung, die wir haben, gestürzt werden sollte: Das Streben nach Utopia, der perfekten wirtschaftlichen Gerechtigkeit, hat sich als der Weg zur Hölle erwiesen, während wohlfahrtsstaatlicher Kapitalismus (eine Marktwirtschaft mit ihren Ecken und Kanten, geglättet durch eine starke Sicherheit) die annehmbare Gesellschaft, die je gesehen wurde, erzeugt“, schlussfolgert Krugman.
PS: Der Terminus „Just Deserts Theory“ in Schoenbergs Essay bezieht sich auf Greg Mankiw, den ehem. Wirtschaftsberater des Präsidenten George W. Bush. Prof. Mankiw argumentiert, dass die Steuerpolitik auf eine „Theorie der wohlverdienten Strafe“ basieren soll, wonach Menschen bekommen sollen, was sie verdienen.
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