Mittwoch, 19. Januar 2011

Anleihemärkte im Sog von Asset Allocation

Die Anleihemärkte sind vergangene Woche ausgezählt worden, schreibt Jim Caron von Morgan Stanley in seinem aktuellen Research Paper. Die Abflüsse, die im November begonnen und im Dezember ihren Höhepunkt erreicht haben, halten 2011 an. Das Thema ist Asset Allocation. Es gibt zwei Ursachen: (1) Signifikante Daten im IV. Quartal 2010: Wirtschaftswachstum und Inflationsprognosen mit freundlicher Genehmigung der grossen geld- und fiskalpolitischen Impulse, und (2) Technische Faktoren: Das Marktumfeld um die Kommunalanleihen (muni bonds) im Angesicht der steuerrechtlichen Behandlung der sog. Build America Bonds (BAB). Das Ergebnis: Der grösste monatliche Abfluss aus Rentenfonds seit der Subprime-Krise im Jahr 2008. Welche Bedeutung haben die Abflüsse? Die Geschichte lehrt, dass es im Markt für Rentenfonds selten zu Abflüssen in dieser Grössenordnung kommt, erklärt Caron.


Abfluss aus Rentenfonds (USA), Graph: Jim Caron, Morgan Stanley

Es geschieht tendenziell nur dann, wenn eine Trendwende im Hinblick auf die Anlegerstimmung stattfindet. Im Jahre 2008 war es die Kreditklemme (credit crunch). Im Jahr 2010 war es die vom Konjunkturprogramm getriebene Umkehr der wirtschaftlichen Prognosen und Bedenken hinsichtlich des Marktes für Kommunalobligationen, so Caron. Die Investoren waren in Anleihen zu niedrigen Zinsen übergewichtet. Der Grund war, dass viele Anleger ihre Engagements am Geldmarkt zugunsten von Rentenfonds stark reduziert hatten, um eine höhere Rendite in den letzten zwei Jahren zu erzielen.

Was die Abflüsse aus den Rentenfonds einzigartig macht, ist die Tatsache, dass der Geldabfluss vom Einzelhandel ausgelöst wurde. Ein Grossteil der Investoren im Geldmarkt und im Markt für Kommunalanleihen besteht aus Kleinanlegern. Und viele davon sind indes zu der Einsicht gekommen, dass der säkulare Rückgang der Renditen und der Zinsen vorbei ist. Und dehalb haben die Kleinanleger begonnen, ihre Exposures im Anleihemarkt zu reduzieren. Der dominierende Faktor für die Abflüsse ist also die Verlagerung vom Markt für Muni-Bonds und den Geldmärkten. Das Tempo aus dem Einzelhandel kann sich langsam und stetig fortsetzen, argumentiert Caron.

Das bedeutet aber nicht, dass die institutionellen Investoren immun sind. Sie sind es nicht. Die Frage ist jetzt, ob die institutionellen Investoren die Duration ihrer Exposures verringern und zu Jahresbeginn auf Carry-Trade Geschäfte verzichten. Angesichts der anhaltenden Unsicherheiten in der Euro-Zone dürften die Renditen vorerst auf dem Niveau verharren, was Carry-Trade Möglichkeiten noch offen halten würde. Die institutionellen Investoren hätten vor diesem Hintergrund weniger Anlass, ihre Positionen umzuschichten. Folglich dürfte es zu Jahresbeginn zu positiven Zuflüssen, die pro Woche allerdings nicht mehr als 1 bis 2 Mrd. $ betragen würden, in die Anleihemärkte kommen. Im Vergleich: Vor zwei Jahren beliefen sich die Zuflüsse auf rund 6 Mrd. $ pro Woche.

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