Donnerstag, 6. Januar 2011

Buchhaltung im Finanzsektor: Ausgewählte Waffe für den institutionalisierten Betrug

William K. Black befasst sich in einem lesenswerten Essay in Dollars & Sense, Real Word Economics (Jan. / Febr. 2011) mit den aktuell fehlgeschlagenen Reformen, um den institutionalisierten Betrug (control fraud), der die Finanzkrise verursacht hat, anzugehen. Er schreibt, dass „wir

versagt haben,
die wirklichen Ursachen der Krise zu erkennen,
die Defekte, die die Krise verursacht haben, festzumachen,
die CEOs, Fachleute und Anti-Regulatoren, die die rechenschaftspflichtige Krise verursacht haben, selbst wenn sie Betrug begangen haben, festzuhalten, und dass wir
die grössten und schwersten Finanzunternehmen mit massiven öffentlichen Mitteln gerettet haben,
die Verluste und Misserfolge der Banken, die eine Konjunkturbelebung beeinträchtigen, vertuscht haben,
unsere Integrität gestört und das Bankensystem noch mehr zum Betrug ermutigt haben,
es abgelehnt haben, Strategien, die sich in der Vergangenheit als ausserordentlich erfolgreich erwiesen haben, zu verfolgen,
systemisch gefährliche Megabanken noch gefährlicher gemacht haben,
unser Finanzsystem, das der Realwirtschaft schadet, noch parasitär gemacht haben.

Und diese Entstellung wird als glänzenden Erfolg gefeiert, bemerkt an der University of Missouri, Kansas City lehrende Rechtsprofessor. Die Bush- und Obama-Regierungen haben das bereits kritisch fehlerhafte Finanzsystem noch schlimmer gemacht, hält Black fest. Das Ergebnis ist, dass die Zukunft des Bankgewerbes schlecht für die Banken, schrecklich für die Realwirtschaft, entsetzlich für die Öffentlichkeit und wunderbar für die Top-Führungskräfte bei den grössten Banken ist.

Das ist eindeutlich verrückt, zumal in den letzten 30 Jahren „Saving & Loan“-Debakel und andere Krisen reichlich Gelegenheit boten, die Schwachstellen zu erkennen, argumentiert der ehem. Regulator. Der geschäftsführende Direktor des Institutes für „Fraud Prevention“ an der University of Missouri denkt, dass wir wahrscheinlich eine weitere Depression erleiden müssen, um die lähmenden Dogmen, die das Finanzsystem, die Realwirtschaft, die Demokratie und die ethischen Standards von privaten und öffentlichen Eliten degradieren, loszuwerden.

Die Buchhaltung ist die ausgewählte Waffe für den institutionalisierten Betrug (control fraud) im Finanzsektor, argumentiert Prof. Black. Das Rezept für einen Kreditgeber, den (fiktiv) berichteten Quartalsgewinn zu maximieren, hat laut Black vier Bestandteile:

(1) extrem schnelles Wachstum,
(2) rücksichtslose Kreditvergabe unabhängig von der Bonität zu Premium-Renditen,
(3) übermässige Fremdkapitalaufnahme (leverage),
(4) minimale Rückstellungen.

Prof. William K. Black ist der ehem. Senior Financial Regulator, Wirtschaftskriminalitätsexperte und der Autor des Buches “The Best Way to Rob a Bank is to Own One“.

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