Freitag, 28. Januar 2011

Wettbewerbsfähigkeit versus Produktivität

In der in Amerika neulich entfachten Debatte geht es um die Frage, ob die Volkswirtschaft sich selbst entwickelt, oder entwickelt wird. Präsident Obamas Gegner behaupten, dass alles, was an Amerikas Wirtschaft gut ist, sich ohne Lenkung entwickelt habe und alles was, schlecht ist, von der Regierung bzw. vom Staat komme. Das ist natürlich lachhaft. „Amerikas Regierungen werden die wirtschaftliche Entwicklung weiter planen und konzipieren, so wie sie es schon immer getan haben“, schreibt Brad DeLong in einem lesenswerten Essay („Intelligent Economic Design“) in Project Syndicate. Der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor sieht jedoch zwei Gefahren in der Debatte: (1) Der Begriff, der verwendet wird, um der Debatte einen Rahmen zu geben: „Wettbewerbsfähigkeit“. „Produktivität“ wäre viel besser, erklärt DeLong. Denn „Wettbewerbsfähigkeit“ trägt die Implikation eines Nullsummenspiels in sich, bei dem Amerika nur gewinnen kann, wenn seine Handelspartner verlieren, beschreibt  der ehem. Staatssekretär im US-Finanzministeriums.

„Dies ist eine irreführende und gefährliche Folgerung. Vielmehr profitiert Amerika bei ansonsten gleichen Rahmenbedingungen von reicheren Handelspartnern: sie stellen mehr gute Sachen her, die die Amerikaner kaufen können, und verkaufen sie billiger, und ihre stärkere Nachfrage hat zur Folge, dass sie mehr für das zu zahlen bereit sind, was Amerika zu verkaufen hat. Ergo: Alle profitieren“, legt DeLong ausgezeichnet dar.

(2) „Wettbewerbsfähigkeit“ impliziert, dass, was für die in Amerika ansässigen Unternehmen gut ist, auch für Amerika gut ist. Das war aber damals, als Präsident Eisenhower Charlie Wilson für sein Kabinett nominierte: „Was gut ist für Amerika, ist gut für General Motors (GM) und umgekehrt“, sagte Wilson. Und „das umfasste nicht nur Aktionäre, Führungskräfte und Finanziers, sondern auch Zulieferer und Mitglieder der Gewerkschaft“, erläutert DeLong. Präsident Obama hat kürzlich Jeffrey Immelt, den Vorsitzenden von General Electric (GE) zum Leiter eines neuen Ausschusses für Arbeitsplätze und Wettbewerbsfähigkeit ernannt. GE ist längst schon auf Führungskräfte, Investoren und Finanziers verengt.

Fazit: Ob wir ein wohlhabendes Amerika mit hohem Wirtschaftswachstum bekommen, steht auf Messers Schneide“, fasst Prof. DeLong zusammen.

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