Donnerstag, 27. Januar 2011

Was ist eigentlich mit dem Ziel „Vollbeschäftigung“ geschehen?

Boston Review bietet zum Thema „Vollbeschäftigung“ ein Forum, wo Ökonomen Reihan Salam, James K. Galbraith, Ruy Teixeira, Lane Kenworthy und viele andere Meinungen austauschen. Im Vorwort („Back to Full Employment“) gibt Robert Pollin eine Übersicht über die Geschichte des Fachbegriffs. Reihan Salam zeigt in seinem Essay („Open the Labor Market“) das Problem der Verwendung von angebotsseitigen Argumenten zum Verständnis der Krise. Er erwähnt dabei keine einzige nachfrageseitige Konzeption, sei es Geld- oder Fiskalpolitik. Stattdessen konzentriert er sich auf das Arbeitskräfteangebot. Jamie Galbraith befasst sich in seinem lesenswerten Essay („Polices for Today’s World“) mit der Geschichte des „Humphrey-Hawkins Full Employment and Balanced Growth Act“ (1978). 

Vollbeschäftigung ist bereits ein gesetzliches Ziel der US-Regierung. Galbraith weiss, wovon er redet. Denn er hat damals bei der Entstehung des Gesetzes mitgewirkt. Prof. Galbraith war für die Gestaltung der undeutlichen Bestimmungen zur Änderung des Federal Reserve Act verantwortlich, im Bemühen, um sicherzustellen, dass die Zentralbank zusammenspielen würde. Schliesslich wurden die Ziele „Vollbeschäftigung“, „ausgewogenes Wachstums“ und „angemessene Preisstabilität“ in die Präambel des Gesetzes aufgenommen. Seltsamerweise werden sie heute als „dual mandate“ genannt. Die Zentralbank wurde verpflichtet, halbjährlich einen Bericht an den Kongress zu erstatten, und zwar über die Fortschrite in Richtung dieser Ziele. Das ist, was die Fed heute seither macht.

„Die Geschichte zeigt, dass man die Elite-Politiker, nicht veranlassen kann, indem man sie auffordert, das zu tun, was sie nicht tun wollen. Man kann Gesetze schreiben. Man kann Instrumente festlegen, die genutzt werden sollen. Man kann aber die Politiker nicht veranlassen, diese zu nutzen, wenn sie es nicht wollen“, schildert Galbraith. „Und wenn man jemals sein gewünschtes Ergebnis erzielt, geschieht es über einen Weg, den man selbst nicht wählen würde: über eine Bubble zum Beispiel und die Kosten, die man sich nicht wünscht, zu zahlen. Veränderte Politik verlangt veränderte Politiker, fasst Galbraith zusammen. „Wir brauchen stabile institutionelle Förderung, Planung und Ausführung über die Zeit, genau so wie es am besten durch eine Infrastruktur-Bank geliefert wird“, so Galbraith als Fazit.

h/t Mike Konzcal in Rortybomb.

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