Mittwoch, 5. Januar 2011

Staatsverschuldung: Definition

Das Thema Staatsverschuldung ist auch im neuen Jahr in aller Munde. Was dabei nicht vergessen darf, ist die Tatsache, dass für den Anstieg der Schuldenlast die milliardenschweren Rettungspakete (bailouts) verantwortlich sind. Das heisst, dass v.a. die Bankenrettung die Schulden der öffentlichen Haushalte in den Industrieländern angetrieben hat. Die Befestigung der Schulden dürfte m.a.W. 2011 weiterhin die Gemüter erhitzen.

Was heisst aber Schuld (debt)? Schuld (Verbindlichkeit, Forderung) bedeutet im allgemeinen ein Versprechen finanzieller Art, welches noch nicht eingehalten (abbezahlt) worden ist. Die USA beispielsweise geben jedes Jahr mehr aus als sie einnehmen, sodass sie Geld borgen müssen, um die Lücke zu schliessen. Die jährliche Lücke wird Defizit genannt. Die Anhäufung von unbezahlten Defiziten stellt die Schulden dar.

Was heisst Schuldenkrise? Die Netto-Kreditaufnahme ist in den USA im Sog der Finanzkrise auf Rekordstände (in % des BIP) gestiegen. Wenn ein Land schneller Geld borgt als es wächst, werden Investoren, die Geld leihen, nervös, sowohl im Inland als auch im Ausland. Sie verlangen deshalb höhere Zinsen als Gegenleistung für ihr Geld. Das erschwert aber die Tilgung der Schulden. Der einzige Weg, aus diesem Teufelskreis zu kommen ist, die Einnahmen zu erhöhen und die Ausgaben zu kürzen oder die Zentralbank zu fragen, um mehr Geld zu drucken (money printing)  und mehr Staatsanleihen aufzukaufen. Das ist ein Prozess, der zu einem Überangebot an Geld in der Wirtschaft und dann zu Inflation führen kann.

Das Congressional Budget Office (CBO) berichtet, dass die Höhe der Staatsverschuldung in der Öffentlichkeit auf 9'000 Mrd. $ am Ende des Fiskaljahres 2010 geklettert ist. Das bedeutet, dass die Staatsschulden 62% des BIP ausmachen. Die Zinsen auf die Schulden sind derzeit im historischen Vergleich als Prozentsatz des BIP relativ niedrig. Die Schulden der öffentlichen Hand bestehen zumeist aus Wertpapieren, die vom Schatzamt begeben werden, um die Aktivitäten der Regierung zu finanzieren, einschliesslich der Wertpapiere, die verkauft werden, um die Anleihen, die fällig werden, zu bedienen. Das CBO schätzt, dass die öffentlichen Schulden sich Ende 2020 auf 16'000 Mrd. $ belaufen dürften; d.h. nahezu 70% des BIP.

Das amerikanische Schatzamt (Treasury) begibt zahlreiche Arten von Wertpapieren mit unterschiedlichen Laufzeiten und Strukturen. Am Ende des dritten Quartals 2010 hat die Aufteilung der ausstehenden öffentlichen Schulden folgendermassen ausgesehen: 53% davon waren im Besitz der inländischen Anleger, 47% davon waren im Besitz der ausländischen Anleger (zumeist China, Japan und Grossbritannien).

Ein Teil der Schulden, die entstanden sind, gehen auf den Erwerb von finanziellen Vermögenswerten durch verschiedene Kreditmarkt-Aktivitäten der Regierung und auf die Kosten der Massnahmen gegen die Finanzkrise zurück. Diese Vermögenswerte tangieren die Finanzlage der Regierung: Wenn sie verkauft werden, könnten sie verwendet werden, um die Schulden zu bedienen. Wenn sie zurückbehalten werden, könnten sie Zuflüsse generieren, welche den künftigen Finanzierungsbedarf reduzieren würden. Die Schulden, die von der Öffentlichkeit (netto) gehalten werden (debt held by the public of net financial assets), berücksichtigen diese Vermögenswerte, indem sie vom Gesamtwert der Schulden subtrahiert werden. Die finanzielle Vermögenswerte betragen derzeit netto rund 8'000 Mrd. $, rund 1'000 Mrd. $ weniger als die Schulden der Öffentlichkeit (debt held by the public), so die Schätzung das CBO.

Am Ende des Jahres 2010 belief sich die Brutto-Staatsverschuldung auf 13'500 Mrd. $, berichtet das CBO: davon 9'000 Mrd. $ Schulden der Öffentlichkeit (public) + 4'500 Mrd. $ Schulden des Staates (government), wo von mehr als die Hälfte Social Security Trust Funds betrifft.


In The Atlantic: „How to Fix the Budget FAQ“.

In Director’s Blog: “Federal Debt and Interest Costs”.

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