Freitag, 21. Januar 2011

SNB: Was bedeutet der Verlust von 21 Mrd. Franken?

Die Schweizer Nationalbank (SNB) hat am vergangenen Freitag mitgeteilt, dass sie für das Jahr 2010 einen Verlust von 21 Mrd. Franken erwartet. Hauptursache sind die Wechselkursverluste auf Devisenanlagen. Doch einen so hohen Verlust hatte die SNB noch nie hinnehmen müssen. Deswegen geriet die Nationalbank in Kritik, obwohl sie während der Finanzkrise eine hervorragende Arbeit geleistet hat: Es gibt in der Schweiz keine Inflation. Die Deflationsgefahr ist erheblich abgemildert worden. Das Wirtschaftswachstum ist nicht schlecht. Wie ist der Verlust aber zu bewerten? „Mit Blick auf die Wechselkursverluste und den aktuellen Eurokurs ist die Versuchung gross, zu argumentieren, die SNB hätte keine Devisen kaufen sollen oder sie habe zu früh gehandelt und den Euro zu einem zu hohen Kurs gegen Franken gekauft“, sagte Philipp Hildebrand, SNB-Präsident gestern in einem Vortrag in Zürich. Hildebrand wird in der Schweiz v.a. von der rechten Seite des politischen Spektrums hemmungslos angegriffen. Der SNB-Chef habe mehr Geld verbrannt als die UBS, lautet der absurde Vorwurf der Rechten.

Wie Milton Friedman seinerzeit treffend bemerkte: „There is no such thing as a free lunch“. Während in zahlreichen Ländern die Staatsverschuldung massiv anstieg, schlugen sich die Folgen bzw. Kosten der Finanzkrise in der Schweiz vergleichsweise wenig in den Haushalten der öffentlichen Hand nieder. Die Kosten finden sich in Form von Risiken hauptsächlich in der Bilanz der SNB, wie Hildebrand herhorhebt.

Mit dem Konkurs von Lehman Brothers reichten reine Liquiditätszufuhren nicht mehr aus. Das Finanzsystem und die Gesamtwirtschaft standen am Rande des Zusammenbruchs. Weitere Massnahmen waren erforderlich und dringend. Vor diesem Hintergrund hat die Bilanzsumme der SNB um knapp das Dreifache auf rund 300 Mrd. Franken zugenommen. Insbesondere die Devisen-Käufe haben zu dieser Ausdehnung geführt. Die höheren Bestände an Devisenanlagen bringen jedoch zwangsläufig höhere Risiken mit sich.

Der Sinn und Zweck der Nationalbank ist nicht die Gewinnerzielung und schon gar nicht die Spekulation. Der Entscheid, ob geldpolitische Massnahmen in Form von Devisen-Käufe erforderlich sind, basiert auf der Beurteilung der Deflationsgefahr und des notwendigen geldpolitischen Expansionsgrades, um dieser entgegenzuwirken, erklärt der SNB-Präsident.

Fazit: Geldpolitische Untätigkeit in den dramatischen Phasen von 2009 und 2010 wäre also keine Option gewesen. Das oberste Ziel der Geldpolitik ist die Gewährleistung der Preisstabilität. Diese Aufgabe hat die SNB trotz aller Widrigkeiten im Sog der schwersten Wirtschaftskrise seit den 1930er Jahren erfüllt. Die SNB nimmt darüber hinaus im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags weitere Aufgaben wahr: (a) die Volkswirtschaft mit Liquidität zu versorgen, und (b) einen Beitrag zur Finanzstabilität zu leisten.

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