Dienstag, 25. Januar 2011

Ungleichheit versus Wirtschaftswachstum

Die britische Wirtschaftszeitschrift The Economist fragt, was der richtige Weg ist, um über den Anstieg der globalen Super-Reichen zu denken? Gibt es einen Grund, sich über die jüngsten Veränderungen in der Einkommensverteilung in Amerika Sorgen zu machen? Gibt es Grund, zu glauben, dass die Ungleichheit zur finanziellen und wirtschaftlichen Instabilität beiträgt? Mark Thoma, Scott Sumner, Konstantin Sonin und Michael Heise antworten. Es gibt Hinweise, dass soziale Missstände zunehmen, wenn Ungleichheit weiter wächst. Ein hohes Mass an Ungleichheit kann auch auf die Wirtschaft negativ auswirken. „Wir wissen, dass eine Gesellschaft mit vollkommener Gleichheit nicht mit der schnellstmöglichen Geschwindigkeit wächst“, schreibt Mark Thoma. Wenn jeder einen gleichen Anteil am Einkommen hat, verlieren die Leute den Anreiz, zu versuchen, voranzukommen. Wir wissen ferner, dass auch eine Gesellschaft, in der eine Person fast alles hat, während alle anderen ums Überleben kämpfen, nicht mit der schnellstmöglichen Geschwindigkeit wachsen kann, argumentiert der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor weiter.

Das wachstumsmaximierende Niveau an Ungleichheit muss daher irgendwo zwischen den beiden Extremen liegen, hebt Thoma hervor. Wir dürften uns gegenwärtig in der Nähe oder sogar über das Niveau der Ungleichheit befinden, wo das Wachstum beginnt, zu fallen. Die Beweise dafür sind jedoch höchst ungewiss. Wie können aber Menschen geholfen werden, die weit zurückfallen? „Wenn wir vor Augen führen, wie die Ungleichheit sich in verschiedenen reichen Nationen in den letzten Jahrzehnten verändert hat (vgl. Lane Kenworthy’s Arbeit), stellen wir fest, dass es keine Verbindung zwischen den Veränderungen der Einkommensungleichheit und den Veränderungen des absoluten Einkommensniveaus von armen Haushalten gibt“, legt Thoma dar. Der Grund ist, dass die Einkommenssteigerungen für arme Haushalte zumeist fast ausschliesslich aus staatlichen Transfers stammen. Daher haben die armen Haushalte in den Nationen, wo die höchsten Einkommenstransfer stattfinden, es bisher besser gehabt als in anderen Nationen, erklärt Thoma.

Eine Hoffnung beruht auf Bildung. Aber „selbst wenn die Probleme im Bildungssystem behoben werden sollten, dürfte es das Wachstum der Ungleichheit nur bremsen, nicht stoppen“, betont Thoma. Die Verbesserung der Bildung ist jedoch ein Prozess, der Jahrzehnte dauern kann. Und es würde ausserdem wenig tun, um das bestehende Niveau der Ungleichheit zu lindern. Aus diesen Gründen ist Thoma der Ansicht, dass die Einkommensumverteilung die einzige Antwort auf das Problem Ungleichheit ist. Wird aber eine solche Politik das Wirtschaftswachstum nicht verlangsamen? Die Antwort ist nein, weil eine Reduzierung angesichts des hohen Ungleichheitsniveaus unwahrscheinlich Einfluss auf die Anreize haben kann, die wichtig für das Wirtschaftswachstum sind.

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