Freitag, 21. Januar 2011

Wenn Nachfrage mit Angebot verwechselt wird

In der Debatte über die aktuelle Wirtschaftskrise taucht seit geraumer Zeit ein Argument auf, wonach das Wirtschaftswachstum 2000-2007 nicht „real“ war, weil wir eine Bubble hatten und einige Marktteilnehmer zu viel Fremdkapital aufgenommen haben. Alles sei daher nur ein Hirngespinst gewesen. Das ist Verwechslung der Nachfrage mit dem Angebot, bemerkt Paul Krugman dazu in seinem Blog. Es wurden tatsächlich Waren und Dienstleistungen hergestellt, die zum BIP zugerechnet worden sind. Das war möglich, weil es bereitwillige Arbeitskräfte gab, ein ausreichendes Kapital, die richtige Technologie usw. Was wahr ist, dass einige der Ausgaben, die Nachfrage nach diesen Waren und Dienstleistungen geschaffen haben, fremdfinanziert waren. Und diese Schuldner können jetzt nicht weiterhin Geld so ausgeben, wie sie es getan haben. Das bedeutet aber nicht, dass die Kapazität irgendwie aufhört, zu existieren, beschreibt Krugman.

„Es besagt nur, dass stattdessen jemand anders, wenn wir die Kapazität in Betrieb halten wollen, nun Geld ausgeben muss. M.a.W. war das vergangene Wachstum nicht eine Illusion oder ein Betrug. Aber wir brauchen jetzt eine Politik, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage aufrechtzuerhalten“, argumentiert Krugman. Das ökonomische Modell dazu hatte Krugman bereits vor mehreren Jahren präsentiert und kürzlich noch einmal zusammengefasst.

Das Kern des Problem ist heute Bilanzrezession. Der private Sektor ist nach wie vor damit beschäftigt, seine Schulden abzubauen (deleveraging). Wenn einer spart, muss ein anderer Schulden machen. Denn eine Volkswirtschaft kann nicht als Ganzes Geld ansparen. Jemand muss das angesparte Geld immer aufnehmen, also sich verschulden, um zu investieren. Da der Privatsektor keine Verwendung für die Ersparnisse findet, kann der Staat seine Schulden damit finanzieren. Es geht darum, die Nachfragelücke zu füllen, während der Prozess des Schuldenabbaus im Privatsektor anhält. „Die unkonventionelle Geld- und Finanzpolitik muss daher stärker vorangetrieben werden“, schlussfolgert Krugman.

PS: Ein lesenswertes Research-Paper zum Thema „Auswirkungen der Finanzkrise auf das potenzielle Wachstum“ von Charles Steindel, Federal Reserve Bank of New York, Statt Reports: „Implications of the Financial Crisis for Potential Growth: Past, Present, and Future“.


1 Kommentar:

Katja hat gesagt…

OT: Liebe Blogger, liebe User,

dürfen wir kurz um eure Aufmerksamkeit bitten?

Wir ärgern uns jede Woche über die schlechte Arbeit unserer Politiker. Missstände und Ungerechtigkeiten, wohin man sieht. Ob wir jemals eine Rente bekommen, von der man leben kann, steht in den Sternen. Auf der einen Seite werden Milliarden verschwendet, auf der anderen Seite müssen viele Vollzeitbeschäftigte noch bei der ARGE um Aufstockung betteln, damit sie über die Runden kommen. Die Liste der Unzulänglichkeiten ist lang …

Die OPD engagiert sich seit etwa zehn Jahren für einen Wandel in Politik, Wirtschaft, Medien und Gesellschaft, mit pragmatischen Reformideen.

Könntet ihr euch ein Engagement in der OPD oder eine gelegentliche Unterstützung unserer Reformbemühungen vorstellen? Wir glauben, dass in jedem Menschen große Potentiale stecken. Von euren Ideen und von eurer Kreativität würden wir gern profitieren, damit es in unserem Land irgendwann mehr Gerechtigkeit gibt.

Wir würden uns freuen, von euch zu hören (oder zu lesen).

Beste Grüße

Katja, Christoph …