Präsident Obama hat sich am vergangenen Mittwoch mit der Aufforderung an die Amerikaner gewandt, „unsere moralischen Vorstellungen zu erweitern, um uns gegenseitig besser zuzuhören, und um unsere Instinkte für Einfühlungsvermögen zu schärfen und uns an all die Möglichkeiten unserer Hoffnungen und Träume zu erinnern, die uns zusammenhalten“. Das sind schöne Worte, die unsere Sehnsucht nach Versöhnung ansprechen, bemerkt Paul Krugman in seiner Freitagskolumne („A Tale of Two Moralities“) in NYT . „Die Wahrheit ist aber, dass wir eine tief gespaltene Nation sind und wahrscheinlich lange Zeit bleiben werden“, so Krugman. Bei der grossen Kluft in unserer Politik geht es nicht wirklich um pragmatische Fragen, welche Strategien am besten funktionieren. Es geht um Unterschiede in den moralischen Vorstellungen, beschreibt Krugman. Er habe in diesem Lichte darüber nachgedacht, dass das seltsame Wiederaufleben des Paläo-Monetarismus in der Mitte einer längerer Liquiditätsfalle mit Analyse nichts zu tun hat. Es ist auf „monetäre Moralität“ (monetary morality) zurückzuführen.
„Wenn Sie die Art von Person sind, die den Zwang, Sozialversicherungsprogramme durch Steuern zu finanzieren, als Tyrannei betrachten, dann sind Sie die Art von Person, die den Druck von Papiergeld durch die vom Staat geförderten Zentralbank als Enteignung sieht. Sie können versuchen, Beweise über die schrecklichen Dinge, die unter Fiatgeld passieren, zu produzieren. Sie können darauf bestehen, dass die Hyperinflation gleich um die Ecke ist. Aber letztlich spielen die Fakten keine Rolle. Es ist die Unmoral der aktivistischen Geldpolitik, die Sie verabscheuen. Und dies ist auch der Grund dafür, warum politisch konservative Ökonomen, die für so etwas wie das nominale BIP-Targeting streiten und mit ihren politischen Verbündeten dafür plädieren, Unsinn zu reden, enttäuscht sein werden“, argumentiert Krugman weiter.
„Wenn Sie in einer intellektuellen Welt leben, wo die Geldpolitik durch Ergebnisse ausgewertet wird, sind Sie bereits aus dem moralischen Universum der wahren Gläubiger. Auf der einen Seite sind Milton Friedman und John Maynard Keynes auf einer fundamentalen Ebene und Ron Paul auf der anderen Seite. Friedman war also auf derselben Seite des Grabens mit Keynes. Das heisst, dass der Monetarismus à la Friedman technokratisch war, nicht moralisch. Friedman plädierte für ein konstantes Wachstum der Geldmenge auf der Grundlage, dass es besser funktioniert als eine aktivistische Geldpolitik, nicht mit der Begründung, dass „money printing“ Enteignung bedeute. In der Tat war Friedman für das Drucken von Geld, behauptet Krugman. Friedman hat breitere Geldmengenaggregate wie M2 stabilisieren wollen, nicht die monetäre Basis, was der Stoff ist, den die Fed tatsächlich drucke, erläutert Krugman weiter. Friedmans Kritik an die Fed während der Weltwirtschaftskrise war, dass die Fed nicht genug getan habe, einen Rückgang in M2 zu verhindern. Das heisst, dass die Fed nicht genug Geld gedruckt hat, so Krugman. Friedman war für die Abwertung als eine Möglichkeit, Preise und Löhne in Einklang zu bringen. Und er hätte ziemlich deutlich die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (quantitative easing) begrüsst, beschreibt Krugman. Das sagt etwas über die Zeiten, in denen wir Milton Friedman als „links von Mitte“ betrachten, zumindest in Sachen Währungsfragen, fasst Krugman zusammen. In der Debatte, die heute in den parteipolitisch tief gespaltenen USA heftig geführt wird, geht es aber nicht um Beweise.
1 Kommentar:
Dieser Blog gefällt mir wirklich sehr.
Gut gemacht =)
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