Samstag, 22. Januar 2011

Berichtssaison: Unternehmensgewinne versus Beschäftigung

Wirtschaftliche Indikatoren wie Produktion, Konsum, Verbrauchervertrauen und Investitionen zeigen in den letzten Monaten eine Verbesserung. Die Unternehmensgewinne weisen Rekordgewinne auf. Warum kommt aber der Arbeitsmarkt kaum vom Fleck? Wird die Arbeitslosigkeit ein strukturelles Merkmal der neuen Wirtschaft nach der Erholung verbleiben? The NYT unter der Rubrik (Room for Debate) sucht nach Antworten und fragt in diesem Zusammenhang eine Reihe von Ökonomen wie Tyler Cowen, Laura Tyson, Mark Thoma und Simon Johnson, warum die Beschäftigung sich nicht erholt. Simon Johnson deutet darauf hin, dass die Unternehmensgewinne (real) im Nicht-Finanzsektor in den nacheinander erfolgenden Rezessionen von 1980-1982 um rund 30% gesunken sind und im meisten Jahrzehnt damit gerungen haben, sich zu erholen. Die Gewinne in dem Ausmass konnten das Niveau der späten 1970er Jahre bis in die frühen 1990er Jahre nicht übersteigen. Der Umschwung im Finanzsektor war im selben Zyklus sogar noch dramatischer. Gewinne in diesem Sektor sind real von 1979 bis 1980 um 50% gefallen. Die Wiedererlangung gelangt erst in den späten 1970er bis 1987, schildert der ehem. Chefökonom des IWF.

Dieser Zyklus gilt als eine „klassische Überdehnung“ (overexpansion), was zu Inflation und dann einer scharfen monetären Kontraktion unter Paul Volcker führte, legt der an der MIT Sloan lehrende Wirtschaftsprofessor dar. Die Arbeitslosigkeit ist von rund 6% in den späten 1970er Jahren auf über 10% im ersten Halbjahr 1983 gestiegen, bevor sie im Jahr 1984 dramatisch auf 7,2-7,3% gesunken ist.

Im Gegensatz haben sich die Unternehmensgewinne im vom Finanzsektor angetriebenen Boom-Bust-Zyklus von 2007-2010 viel elastischer erwiesen. Ein Zeitraum, in dem die Fed eine lockere Geldpolitik betrieben hat und immer noch am Kurs festhält. Die Gewinne im Finanzsektor belaufen sich auf rund 90% ihres Niveaus vor der Krise seit Anfang 2009. Die Gewinne im Nicht-Finanzsektor haben es in diesem Zyklus noch besser gehabt. Die Gewinne sind nicht mehr als 20% gesunken. Und im dritten Quartal im Jahre 2010 sind die Gewinne wieder zurück auf das Niveau von 2006. Das Rettungspaket vom Ende 2008 hat die Gewinne im privaten Sektor zu einem eindrucksvollen Mass geschützt. Die Arbeitslosigkeit hingegen, die 2007 bei 4,4 bis 4,8% lag,  kletterte bis auf 10,1% im Oktober 2009 und ringt jetzt damit, unter 9,5% zu kommen.

Der Zusammehang zwischen der Performance von Unternehmen (gemessen in Form von Gewinnen) und der Beschäftigung hat sich in den vergangenen 30 Jahren grundlegend verändert, fasst Johnson zusammen. „Die Regierung (einschliesslich die US-Notenbank) können offensichtlich Massnahmen treffen, welche die Gewinne im Unternehmenssektor schützen, obwohl es keine Garantie dafür gibt, dass das auch das nächste Mal, wenn der Finanzmarkt sich in die Luft jagt, gut funktionieren kann“, schildert Johnson. „Da die Grossbanken weiterhin grösser werden, nähern wir uns in diesem Sinne an eine Art Kernschmelze wie Irland“, hält der Autor des lesenswerten Buches „13 Bankers“.

Fazit: Es ist schmerzlich klar, dass der Staat viel weniger weiss, wie Arbeitsplätze zu schützen sind. „Das nächste Mal werden die Finanzkrise, Verlust an Arbeitsplätzen und die Geschwindigkeit der Erholung der Wirtschaft anders sein, wahrscheinlich in allen Dimensionen schlechter“, schlussfolgert Johnson.

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