Montag, 31. Januar 2011

Rohstoffmärkte: Wie sind neue Rekordpreise zu deuten?

Ben Bernankes Geldpolitik hat mit dem Aufruhr in Ägypten natürlich nichts zu tun. Die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik ist für die starken Preissprünge für Grundnahrungsmittel nicht verantwortlich, auch wenn eine Vielzahl von Mainstream-Ökonomen die gegenwärtige geldpolitische Entwicklung als eine Bedrohung der Preisstabilität betrachtet. Während der letzten Preisspitze vor drei Jahren wurde die Schuld Spekulanten in die Schuhe geschoben. Paul Krugman hingegen akzeptiert die Spekulation nicht als Hauptursache. Weil er die Meinung vertritt, dass viele Menschen nicht wissen, zwischen dem Kauf eines Futures-Kontraktes und dem tatsächlichen Horten von Warenbeständen zu unterscheiden, wie er in seinem Blog darlegt. Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) zitiert , in diesem Zusammenhang aus der praktischen Studie von Dwight Sanders und Scott Irwin, wonach Indexfonds- Aktivitäten (Kauf) nicht mehr „neue Nachfrage“ generieren als die entsprechenden Verkaufsaktivitäten „neues Angebot“ unterbreiten.

Es ist aber wahr, dass hohe Future-Preise einen Anreiz dazu bieten, Warenbestände aufzustocken. Aber es gab zwischen 2007 und 2008 wenig Beweise dafür, dass die Preisschübe auf einen Aufbau von Vorräten zurückzuführen gewesen wären. Was ist aber diesmal? Krugman greift auf aktuelle Datenbank des IWF zurück und stellt die Preissprünge (2010) in einer tabellarischen Liste zusammen. Ganz oben auf der Liste stehen Baumwolle und Eisenerz. Was ist hier los? Die Antwort ist China. Die chinesische Nachfrage treibt die Märkte. Die Weltwirtschaft ist zur Zeit gegabelt, erklärt Krugman: Während fortgeschrittene Volkswirtschaften noch angeschlagen sind, erleben aufstrebende Volkswirtschaften einen inflationären Boom. Die Rohstoffpreise reflektieren den Boom-Teil des Bildes. Aber die chinesische Nachfrage ist nicht nur eine Frage der Fundamentaldaten, hebt Krugman hervor. Alle Hinweise legen nahe, dass es sich dabei um eine hohe Menge des physischen Hortens handelt. Chinesische Bauern horten offenbar Baumwolle, während China selbst rekordhöhe Lagerbestände an Eisenerz hat.

Der Fall für eine spekulative Komponente ist diesmal viel stärker. Aber es ist wichtig, sich zu vergegenwärtigen, dass die Spekulation nicht von der Finanzialisierung der Agrarrohstoffmärkte (der steigende Trend im Handel mit Rohstoffen im internationalen Investmentgeschäft) getrieben wird, hält Krugman fest. Das Horten von Baumwolle scheint sich auf der Ebene der einzelnen chinesischen Bauern abzuspielen, wobei es keine Anzeichen dafür gibt, dass das Ganze von den Future-Märkten beeinflusst wird. Das Eisenerz stand bisher für die Spekulation an den Future-Märkten nicht zu Verfügung. Die ersten Futures-Märkte existieren erst seit ein Paar Tagen. Zumindest für einige Rohstoffe gibt es einen realen Nachfrage-Boom, was spekulatives Horten veranlasst haben dürfte. Aber die Art von Spekualtion hat mit Wall Street nicht zu tun, beschreibt Krugman.

Wie sieht es mit Nahrungsmittelpreisen aus? Es gibt nicht viele Beweise fürs Horten. Es geht einfach um Angebot und Nachfrage. Die Nachfrage ist soweit auf den Boom in den Emerging Markets zurückzuführen. Wie aus dem FAO-Bericht hervorgeht, ist die Produktion, die in den fortentwickelten Ländern wetterbedingt ausgefallen ist, das Schlüsselelement für Getreidepreise. Auch der Klimawandel scheint dabei eine gewisse Rolle zu spielen.

Das beharrliche Festhalten der Schwellenländer an einem festen Wechselkurs gegenüber dem US-Dollar trägt zum Boom bei und treibt damit die Nachfrage, obwohl die Überbewertung der Währungen offensichtlich ist. Es ist daher nicht angemessen, von der Fed zu erwarten, den Kampf gegen die hohe Arbeitslosigkeit aufzugeben, damit Chinas Währungsmanipulation nicht zum Horten von Baumwolle durch die chinesischen Bauern führt.

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