Zunächst hat Goldman Sachs 450 Mio. $ in Facebook investiert. Dann hat die amerikanische Grossbank einen 1,5 Mrd. $ schweren Fonds gegründet, damit die interessierten Privat-Kunden beim weltgrössten sozialen Netzwerk Geld anlegen können. Nun werde die Bank von wohlhabenden Investoren bestürmt, heisst es einem Bericht von WSJ zufolge. Auf den ersten Blick sieht es so aus, dass der Finanzsektor das tut, was er tun soll: helfen, damit Finanzmittel in produktive Unternehmen umgeleitet werden. Goldman Sachs ist aber seit September 2008 eine Bank-Holdingsgesellschaft, bemerkt Simon Johnson in einem lesenswerten Essay („Why Are Taxpayers Subsidizing Facebook, and the Next Bubble?“) in Economix, dem Blog von NYT . Ein Status, den die Grossbank im Sog der Finanzkrise bekommen hat, um einen Zusammenbruch zu verhindern. Das heisst, dass sie jetzt im Wesentlichen einen ungehinderten Zugang zu Discount Window der US-Notenbank (Fed) hat. Das bedeutet, dass Goldman Sachs gegen alle Arten von Vermögenswerten Geld bei der Fed leihen kann. M.a.W. geht es dabei um eine effektive Gewährleistung von Liquidität, die vom Staat gefördert wird.
Jedes Finanzinstitut mit solchem Zugang zu solcher staatlichen Unterstützung wird voraussichtlich übermässige Risiken eingehen. Das ist der Kern dessen, was gemeinhin als Moral Hazard-Problem bekannt ist, erklärt der an der MIT Sloan lehrende Wirtschaftsprofessor. Wenn man gegen unerwünschte Ereignisse vollständig versichert ist, wird man weniger vorsichtig. Goldman Sachs ist zweifellos „too big to fail“, in dem Sinne, dass es, wenn es am Rand des Scheiterns wäre, ausserordentliche Unterstützung vom Staat erhielte und seine Gläubiger vollständig geschützt würden. Aller Wahrscheinlichkeit nach würden unter der gegenwärtigen Regierung und ihrer voraussichtlichen Nachfolgerin alle Aktionäre, Führungskräfte und Händler erzwungenerweise grosszügige staatliche Hilfe bekommen, legt der ehem. Chefökonom des IWF dar. Denn niemand will einen anderen „Lehman-Moment“ erleben.
Das bedeutet, dass die Finanzierungskosten für Goldman Sachs günstiger sind als sie sonst wären, weil die Gläubiger spüren, dass sie nach unten staatlich geschützt („downside protection“) sind, erläutert Johnson weiter. Wie viel günstiger, ist eine umstrittene Frage. Nach einer Schätzung von James Kwak beträgt der Wert rund 50 Basispunkte (0,5%) für Banken mit einer Bilanzsumme über 100 Mrd. $.
Fazit: Goldman Sachs geniesst eine unfaire, undurchsichtige und gefährliche Subvention und es wird zu einer Art von einem neuen Government Sponsored Enterprise (eine staatlich geförderte Finanzierungsgesellschaft), fasst Johnson zusammen. Goldman ist nicht ein Venture Capital Fonds oder ein mit Eigenkapital finanziertem Investmentfonds. Es ist eine stark fremdfinanzierte Bank, welche das meiste Geld an den Kapitalmärkten borgt, um es anschliessend anzulegen.
PS: Anleger müssen laut Bloomberg mindestens 2 Mio. $ in das Internetunternehmen stecken und sich bereit erklären, ihre Anteile nicht vor dem Jahr 2013 zu verkaufen. Goldman Sachs streicht dabei eine Gebühr („expense reserve“) von 0,5% für jedes eingesetzte Kapital für die Partnerschaft am Deal, genau so eine Vermittlungsgebühr von 4% und eine Gewinnbeteiligung von 5%. Goldman darf aber seine Anteile verkaufen, ohne seine Kunden im voraus benachrichtigen zu müssen.
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