Die EZB schickt sich angesichts der höheren Energie- und Nahrungsmittelpreise an, ihre Leitzinsen demnächst zu erhöhen. Wie geht die Fed damit um? Es gibt in den USA einige Ökonomen, die befürchten, dass die höheren Preise für Rohstoffe sich in höhere Preise für alle Waren und Dienstleistungen übersetzen würden und die Fed in Sachen Inflation nachlässig werde. Stimmt es? „Während die Angst verständlich ist, ist die Sorge fehl am Platz“, bemerkt Laurence H. Meyer in einem lesenswerten Essay („Inflated Worries“) in NYT . Die Furcht resultiert aus einem grossen Missverständnis, ob die Nahrungsmittel- und Energiepreise von heute die allgemeine Inflation von morgen vorhersagen, argumentiert der ehemalige Gouverneur der Fed von 1996 bis 2002. Es gibt zwei grundlegende Messgrössen der Inflation: allgemeine Inflation (headline) und Kerninflation (core), die die Nahrungsmittel- und Energiepreise ausschliesst, weil sie sehr volatil und zumeist vorübergehend sind und nicht unbedingt die Kerninflation-Trends reflektieren, schildert Meyer.
Ein zentrales Ziel der Geldpolitik der Fed ist Preisstabilität, definiert als eine niedrige, konstante Rate der allgemeinen Inflation. Sind steigende Nahrungsmittel- und Gaspreise ein Zeichen, dass die Fed versagt? Die Antwort ist nein, betont Meyer. Es gibt sehr wenig, was die Fed tun kann, um die Inflation von heute zu kontrollieren, sei es die Kerninflation oder die allgemeine Inflation. Was die Fed beeinflusst, ist die Inflation in einem oder zwei Jahren, weshalb die Fed in die Zukunft schaut, und heute nicht überreagiert.
Die wichtigste Frage für die Fed ist, ob die allgemeine oder die Kerninflation im Moment ein zuverlässiger Gradmesser für die Inflation darstellen, wo die Inflation nächstes Jahr hinsteuert. Und die Daten besagen deutlich, dass die Kerninflation die allgemeine Inflation von morgen besser prognostiziert, fasst Meyer zusammen.
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