Die Geschichte wird registrieren, dass die IWF-Konferenz in der vergangenen Woche mit der Rubrik „Macro and Growth Policies in the Wake of the Crisis“ einen Wendepunkt in der allgemeinen Wirtschaftsdebatte innerhalb der Wissenschaft markiert, wahrscheinlich nur ein Wendepunkt unter vielen anderen, die noch kommen werden, aber dennoch handelt es sich dabei um einen bedeutenden Moment, bemerkt Perry Mehrling. Olivier Blanchard, Director of Research beim IWF hat die deutliche Noten in den ersten Minuten der ersten Seission angeschlagen, schildert der an der Barnard College, Columbia University lehrende Wirtschaftsprofessor. Vor der Krise hat sich das Mainstream-Wirtschaftsdenken auf einem wunderschönen Bau im Hinblick auf die Geldpolitik, nämlich „Inflation Targeting“ zusammengefunden. Wir haben uns überzeugt, dass es ausreicht, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf ein Ziel (Inflation) und ein Instrument (Leitzins) konzentrieren, um dieses Ziel zu erreichen, beschreibt Mehrling weiter.
Eine Lehre aus der Krise ist, dass der Vorkrisen-Konsens nicht richtig ist: „Schönheit ist nicht gleichbedeutend mit Wahrheit“ und wir haben es zu überdenken. Das Problem der Wirtschaftspolitik ist eines der vielen Ziele und der vielen Instrumente. Und die Zuordnung der Instrumente in die Ziele ist komplex. Die Wirtschaftspolitik ist folglich sehr viel komplizierter und chaotischer, als wir vor der Krise gedacht haben, so Mehrling. Wo stehen wir aber jetzt? Was die Forschung betrifft, fährt Blanchard fort, dass die neue brave Welt der Wirtschaftspolitik sehr spannend ist. Wir haben die Chance, eine breite Palette an makroökonomischen Fragen zu überdenken, aber jetzt fangen wir mit den richtigen mikroökonomischen Grundlagen, wie Agency Theory, unvollkommene Informationen und Behavioral Economics an.
Was die Wirtschaftspolitik betrifft, müssen wir den Grenzen unseres Wissens gegenübersehen und damit langsam vorgehen. Wir können das Inflation Targeting nicht aufgeben. Aber wir müssen Schritt für Schritt vorgehen, pragmatisch, um zusätzliche Ziele und Instrumente eins nach dem anderen hinzuzufügen, damit wir herausfinden, was funktioniert, was nicht. Krisen werden wahrscheinlich wieder passieren, und wir werden nicht vorbereitet sein, so der Autor des aktuellen Buches „The New Lombard Street“.
Fazit: „Wir brauchen ein neues Wirtschaftsdenken (new economic thinking). Aber wir können dort anfangen, wo wir vor der Krise waren, mit einem Konzept, dass das zugrunde liegende Problem der mikroökonomischen Verzerrung eine oder andere Art aus dem Ideal des vollkommenen Marktes ist. Und wir brauchen auch eine neue Wirtschaftspolitik“, fasst Mehrling zusammen.
h/t to Mark Thoma.
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