Samstag, 26. März 2011

Defizite: Wann kommt die Hyperinflation?

Defizite spielen derzeit keine Rolle. Es gibt jedoch eine Denkschule (modern monetary theory, kurz MMT), die die Ansicht vertritt, dass Defizite nie eine Rolle spielen, solange der Staat über eine eigene Währung verfügt, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog. Er ist aber kein Anhänger der modernen Theorie der Geldpolitik, hebt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftprofesser hervor. Der aufmerksame Leser dürfte fragen: Ist es ein Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung James Galbraith? Wie auch immer. Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) beschäftigt sich doch lieber mit der „klaren und gegenwärtigen Gefahr“ in wirtschaftspolitischer Hinsicht auf der rechten Seite des politischen Spektrums. Zum Hintergrund: Die Wirtschaft hat Überkapazitäten und steckt in einer Liquiditätsfalle. Der Staat kann sich auf dem Markt zu nahezu Null Prozent Geld leihen. Diese Konditionen werden aber nicht ewig anhalten. Solange aber diese Bedingungen vorherrschen, spielt es keine Rolle, wie weit die Fed die Notenbankgeldmenge (monetary base) steigert. Und es spielt auch keine Rolle, wie viel Defizit monetarisiert wird.


Notenbankgeldmenge (Geldbasis, d.h. Giroguthaben der Banken bei der Fed + Notenumlauf), Graph: Fed St. Louis

Nehmen wir an, dass die Wirtschaft in eine Situation zurückfindet, in der (a) die Zinsen positiv sind und (b) die Notenbankgeldmenge (monetary base) und die kurzfristigen Schatzwechsel (T-Bills) wieder unvollkommene Substitute darstellen. Die Wirtschaft ist m.a.W. nahe Vollbeschäftigung, sodass das rasche Wirtschaftswachstum zu Inflation führt. Das letzte Mal, als sich diese Situation ergab, belief sich die Geldbasis auf 800 Mrd. $.

Nur mal angenommen, die Wirtschaft findet sich wieder in einer Situation, in der die Regierung ein Haushaltsdefizit von mehr als 1'000 Mrd. $ aufweist, d.h. rund 100 Mrd. $ pro Monat. Und angenommen, dass die Investoren plötzlich streiken, US-Staatsanleihen zu kaufen, es sei denn, zu exorbitanten Zinsen.

Was passiert jetzt? Die Fed könnte die Regierung direkt finanzieren, indem sie Staatsanleihen am Markt aufkauft oder sie könnte die Banken dazubringen, Staatspapiere zu kaufen und sie selbst könnte diese Papiere via Offenmarktgeschäfte wieder verkaufen. Entweder, oder. Die Regierung würde sich auf diese Weise tatsächlich durch die Schaffung von Geldbasis (base money) finanzieren. Na und?

Im ersten Monat der Finanzierung würde die Geldbasis (monetary base) um rund 12% zunehmen. In einem normalen Marktumfeld würde man erwarten, dass das allgemeine Preisniveau in etwa proportional zum Anstieg der Geldmenge zulegen dürfte. Und steigende Preise würden das Defizit im Verhältnis weiter erhöhen.

Die Rede ist von einer monetären Basis, die 12% pro Monat zunimmt, oder ca. 400% im Jahr. Bedeutet das, dass die Inflation um 400% steigt? Nein, viel mehr, weil Menschen versuchen würden, dem Greenback aus dem Weg zu gehen, wodurch die Preise weiter zulegen dürften, beschreibt Krugman. Was will uns aber Krugman damit sagen? Sobald die Wirtschaft nicht mehr in einer Liquiditätsfalle steckt, werden die hohen Defizite, ohne Zugang zu Anleihemärkten zu sehr hohen Inflationsraten führen, vielleicht sogar zu Hyperinflation. Wenn man das Defizit durch die Schaffung von Notenbankgeldmenge finanziert, muss man jemanden finden, der bereit ist, die zusätzlichen Gelder zu halten.

An dieser Stelle betont Krugman, dass er NICHT ERWARTE, dass DIES GESCHIEHT. Amerika ist ein sehr langer Weg entfernt davon, den Zugang zu Anleihemärkten zu verlieren. In jedem Fall befindet sich die Wirtschaft noch in einer Liquiditätsfalle und sie bleibt wahrscheinlich für eine Weile dort. Die Idee aber, dass es niemals auf die Defizite ankommt, kann Krugman nicht teilen, bekräftigt er als Fazit mit einem Seitenhieb in Richtung von Anhängern von MMT.


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