Dienstag, 15. März 2011

Makroökonomische Dummheit

Brad DeLong befasst sich in seinem Blog mit den Wurzeln der makroökonomischen Ignoranz. Der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor diskutiert die „bemerkenswerte Fülle von gänzlich falschen makroökonomischen Ideen und tadelt dabei Milton Friedman“, bemerkt Paul Krugman dazu. Nicht weil Friedman selbst völlig falsch lag, sondern weil er viele Ökonomen auf einen Weg geleitet hat, der sie verführt habe, die grundlegenden Prinzipien der Makroökonomie zu ignorieren, beschreibt Krugman in seinem Blog. Krugman führt ausserdem einige Spitzfindigkeiten an: DeLong teleskopiere den Prozess. „Die Süsswasser-Ökonomen (freshwater economist) von heute glauben nicht an Monetarismus à la Friedman. Sie sind zwei Generationen von geistiger Retrogression über dem hinaus“, schildert der Träger des Wirtschaftsnobelpreises von 2008. Die erste Post-Friedman-Generation hat sich der Argumentation à la Lucas angenommen, dass ein nicht-antizipierter Nachfrage-Schock keine realen Auswirkungen auslösen kann. Nachdem Scheitern dieses Modells hat sich die nächste Kohorte der „Theorie der Konjunkturzyklen“ (business cycle theory) zugewandt, in der Rezessionen einfach schlechte Wetter darstellen, welche nicht nur die Produktivität des Landwirtes reduzieren, sondern ihn veranlassen, zu Hause zu bleiben, legt Krugman dar.


Beschäftigung ausserhalb der Landwirtschaft, Graph: Prof. Brad DeLong, “Wrong Theories of the Recession”, March 15, 2011

DeLong hält mit Recht fest, dass viele Ökonomen, nachdem sie 30+ Jahre alles über die Nachfrage-Schocks sorgfältig vergessen haben, nun versuchen, komplizierte Themen vom Grunde aus neuzudenken, und sagen dabei einige sehr dumme Dinge. „Dinge, die Ökonomen vor 70 Jahren im Prozess hätten vergessen sollen“, so Krugman. Das ist vermutlich die Antwort auf die Frage, warum die Keynesianer die „New Classical Models“ verstehen, während „New Classicals“ sich selbst nicht. Die Keynesianer haben lange und hart über die Nachfrage nachgedacht. Die klassische Schule hat das nie getan, auch nicht im Zusammenhang mit den eigenen Modellen. Das Peinlichste ist wahrscheinlich Robert Lucas höhnische Abweisungen von Christina Romer. Lucas hat zwar Romer verpottet, dass sie Sachen einfach erfunden habe, aber er selbst hat eine eigene Version der Ricardianischen Äquivalenz zusammengesetzt, was vollkommen falsch ist, erläutert Krugman.


Beschäftigung im Bau-Sektor, Graph: Prof. Brad DeLong, “Wrong Theories of the Recession”, March 15, 2011

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