Freitag, 11. März 2011

Stresstest: Wie die Debatte über die Krise in Europa versiegt

„Warum wollen die Banken im Allgemeinen Boni zahlen? Weil sie in einer „too big to fail“-Welt leben, in der der Staat sie rettet, wenn sie scheitern“, sagte Mervyn King, BoE-Gouverneur in einem Interview („We prevented a Great Depression. But people have right to be angry“) mit der britischen Zeitung The Telegraph. King vertritt die Meinung, dass das Kasino-Art-Banking die jüngste Krise verursacht hat, bemerkt Simon Johnson in einem lesenswerten Essay („Battle of the Bank Policy Heavyweights“) in NYT. King betont, dass Finanzdienstleister das Wort Casino nicht mögen. Aber die Instrumente sind nur innerhalb der Financial Community geschaffen und getraded worden. Es war ein Null-Summen-Spiel. Niemand wusste, wer die Gewinner waren, als die Krise zuschlug. Jeder wurde verdächtig. Daher wollte niemand diesen Institutionen Liquidität zur Verfügung stellen. Wir haben ein System aufgebaut, welches den Keim der eigenen Zerstörung beinhaltete“, beschreibt King. Und die Reformbemühungen, die strengere Vorschriften durchsetzen würden, kommen nicht so weit. Wir haben die „too big to fail“-Problematik nicht gelöst, so King weiter, wobei er betont, dass er die Bezeichnung „too important to fail“ bevorziehe. „Das Konzept des „too important to fail“ (zu relevant, um zu scheitern) hat keinen Platz in einer freien Marktwirtschaft“, ergänzt der BoE-Chef.

In der britischen Debatte erhebt sich nur eine Stimme mit einem internationalen Ruf gegen den Rivalen Mervyn King: Jacques de Larosière, der vergangene Woche einen „hochkarätigen Kommentar“ in FT veröffentlicht hat, hebt Johnson hervor (siehe auch hier). De Larosière ist der ehemalige Geschäftsführer des IWF (von 1978 bis 1987) und gilt laut Johnson als einer der besten Geschäftsführer des IWF. Sein Rat werde auf Regierungsebene ernsthaft angehört. Seine Ansichten sorgten aber vergangene Woche für hochgezogene Augenbrauen, weil er ein starker Verfechter von Universalbanken ist. „Mit Ausnahme von bestimmten Institutionen in der Schweiz, Deutschland, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich, die ihre Bücher aufgeblasen haben, haben sich die Universalbanken während der Krise belastbar erwiesen“, schreibt de Larosière. Hat er aber die schrecklichen Erfahrungen, die die Grossbanken in Belgien, Irland, Island und Griechenland gemacht haben, übersehen? Er verweist auf Kanada, Frankreich und Italien. Das ist auch merkwürdig, zumal „der kanadische Erfolg“ mit Bankenregulierung weitgehend ein Mythos ist. Und die französischen Banken waren sehr stark ins Schatten Bankensystem involviert, bekräftigt Johnson. Morris Goldstein und Nicolas Veron urteilen in einem Working Paper, dass es keinen Hinweis darauf gibt, dass die Banken in Frankreich oder Italien besser reguliert sind oder besser beaufsichtigt werden. In der Tat wurden europäische Banken „zu gross, um überwacht zu werden“. Das Problem in Europa ist möglicherweise schlimmer als in den USA, bemerken Goldstein und Veron.

De Larosière behauptet, dass die neue Regulierung in Sachen Eigenkapitalanforderungen gemäss „Basel III“ speziell negative Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft entfalten werde. „Angesichts der Kapitalkosten und des Wettrennens für die Einlagen werden die Banken einen höheren Preis für die Kreditvergabe verlangen und die Kredite werden teurer“, schreibt er. Diese Position wird von Anat Admati und von 16 weiteren Experten vollständig verworfen.

Wer wird aber die Nase vorn haben? King oder de Larosière? Die jüngsten Angaben aus Europa deuten an, dass die Regulatoren dem Druck der Grossbanken beugen, indem sie eine weitere Runde von schwachen Stresstests zulassen, die nichts gewährleisten, dass ein sicheres Niveau an Eigenkapitalausstattung im Finanzsystem exisitiert.








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