Donnerstag, 17. März 2011

Warum steigt der Yen so stark an?

Der Yen ist heute laut Bloomberg auf den höchsten Stand zum US-Dollar (mit 76,36 Yen) seit dem Zweiten Weltkrieg (79,75 Yen im April 1995) gestiegen. Japans Export abhängige Wirtschaft ist darüber nicht erfreut, da die japanischen Produkte in wichtigen Märkten im Ausland teurer werden. Worauf ist aber die starke Aufwertung des Yen zurückzuführen? Es gibt zwei Erklärungsansätze: (1) Die japanischen Versicherungsgesellschaften brauchen dringend Mittel, um die Schäden aus der Naturkatastrophe in Japan zu finanzieren. Die Versicherer repatriieren also ihre Auslandsanlagen. Die Vertreter dieser These verweisen darauf, dass das auch nach dem verheerenden Erdbeben von Kobe im Jahr 1995 passiert ist. Allerdings ist die globale monetäre Situation heute eine ganz andere, um einen ähnlichen Fall darzustellen.


USD/Yen Wechselkurs (5 Tage), Graph: finance.yahoo.com

(2) Die andere These führt den starken Anstieg des Yen auf die Handlung der spekulativen Investoren zurück. Die sog. Carry-Trades (Long-Positionen in US-Dollar) werden aufgelöst. Die Glattstellung der Positionen erhöht die Nachfrage nach Yen, da der US-Dollar gegen den Yen verkauft wird.

Aufgrund der ungewöhnlichen Verhältnissen am Devisenmarkt fragt sich daher, ob die japanischen Notenbank (BoJ: Bank of Japan) am Devisenmarkt intervenieren wird, indem sie Yen verkauft, um die Exportindustrie des Landes zu stützen? Das japanische Finanzministerium hat heute laut WSJ mitgeteilt, dass die Regierung die nervösen Kursbewegungen genau beobachte. Eine Intervention durch die Zentralbank am Devisenmarkt ist aber der Erfahrung nach nur dann (einigermassen) wirksam, wenn sie international koordiniert erfolgt. Vor diesem Hintergrund kommt der Telefonkonferenz der G7-Staaten, die heute Abend (7 a.m. Tokyo Time) abgehalten wird, eine besondere Bedeutung zu. Der Yen hat sich in den vergangenen Tagen auch gegenüber dem australischen und neuseeländischen Dollar aufgewertet. Es ist bekannt, das die japanischen Privatanleger einen Teil ihrer Ersparnisse gern in Australien und in Neuseeland anlegen, um von deutlich höheren Zinsen dort zu profitieren.


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