Donnerstag, 10. März 2011

Bondkönig und Bondmärkte

Bill Gross, der weltgrösste Bondinvestor soll sich laut Presseberichten vorerst von US-Staatsanleihen verabschiedet haben. Gross hat laut Bloomberg seine Bestände an US-Treasury Bonds auf Null reduziert und den Barbestand von zuletzt 5% auf 23% erhöht. Dass der weltgrösste Anleihefonds (237 Mrd. $) US-Staatspapiere verkauft, gilt nach Ansicht vieler Makrtbeobachter als Misstrauensvotum, weil Gross vor negativen Auswirkungen des US-Haushaltsdefizit gewarnt hat. Im Markt ist aber davon nichts zu spüren, dass die Stimmung sich dreht. Die Investoren scheinen sich vom amerikanischen Staat nicht abzuwenden. Weit und breit sind keine horrenden Zinsen in Sicht. Ganz im Gegenteil. Investoren gewähren dem Staat Kredit, und zwar zu 0,93% für inflationsgeschützte Staatsanleihen (TIPS) mit 10 Jahren Laufzeit. Die Rendite für die TIPS mit 30 Jahren Laufzeit beträgt 1,89%, für die mit 5 Jahren Laufzeit sogar Minus 0,56%.


US-Treasury inflationsgeschützte Anleihen (5 Jahre), Graph: Fed St. Louis


Gestern sind sogar die US-Treasury Repo-Sätze (repurchase market) wieder in den negativen Bereich gerutscht, wie Reuters (h/t to FT Alphaville) berichtet. Die Erträge von US-Staatsanleihen, die im Overnight Repo-Geschäften (7'000 Mrd. $) als Sicherheit (collateral) eingesetzt werden, betragen für die US-Treasury Bonds mit 10 Jahren Laufzeit Minus 45 Basispunkte, für die T-Bills mit 3 Jahren Laufzeit Minus 5 Basispunkte. Die sog. „special rates“ sind negativ, weil Traders ihre Short-Positionen schliessen. Im Vorfeld der Versteigerungen von US-Staatsanleihen mit 10 Jahren (gestern) und 30 Jahren Laufzeit (heute) galt es als eine sichere Wette, dass die Preise von Anleihen fallen würden, weshalb die Trader die Auktion als „set up“ bezeichnen. Nun ist die Nachfrage nach US-Treasury Bonds (specific issues) offenbar so stark, dass die Repo-Trader für die Kreditvergabe (securities lending) der Wertpapiere gegen Bar-Sicherheiten einen Preis verlangen können. Ein negativer Repo-Satz bedeutet, dass Investoren, die im Austausch für den Erhalt von US-Treasury Bonds als Sicherheiten (collateral) Geld (cash) verleihen, einen Zins zahlen, anstatt Zinsen auf das geliehene Darlehen zu bekommen.

Fazit: Wo sind die Bond-Vigilantes? Im Markt scheinen sich die Investoren vom Staat nicht abzuwenden.

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