Paul Krugman antwortet in seinem Blog erneut auf Arnold Kling, was unter einer „Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle“ zu verstehen ist. Denn Kling beschwert sich in seinem Blog, dass Krugman viel zu viel über die Liquiditätsfalle redet, aber immer noch nicht den Punkt trifft. „Die Wirtschaft ist in einer Liquiditätsfalle, selbst wenn ein Nominalzins von Null nicht ausreicht, um die Vollbeschäftigung wiederherzustellen. Das war’s“, bekräftigt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008). Es gibt jedoch einige Folgen dieser Situation. Eine davon ist, dass eine erhöhte Kreditaufnahme durch den Staat (oder durch wen auch immer) die Zinsen nicht nach oben treibt. Und das ist der Sinn, wo das niedrige Zinsniveau jetzt, niedriger als vor dem Anstieg des Defizits, ein Nachweis dafür darstellt, dass die Theorie der Liquiditätsfalle gilt, hält Krugman fest. „Das ist wirklich nicht schwer zu verstehen, wenn man die Worte lesen kann oder wenn man ein gebildeter Ökonom ist, kann man sich auch mit den formalen Modellen auseinandersetzen. Es ist nur verwirrend, wenn man es nicht verstehen will“, schlussfolgert der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor.
Was für eine verrückte Wirtschaft! (Topsy-turvy Economics), Graph: Gauti B. Eggertsson und Paul Krugman in: „Debt, Deleveraging, and the Liquidity Trap”, November 2010.
Kling beginnt mit dem Satz „Der Unterschied ist, dass Sie eines Tages ein Einhorn sehen“, zu argumentieren. Eine Liquiditätsfalle erfordert seiner Meinung nach (a) niedrige Nominalzinsen, (b) hohe Realzinsen aufgrund der zu geringen oder negativen Inflation. Der Realzins entspricht dem Nominalzins Minus erwartete Inflationsrate. Wenn der Nominalzins 5% und die erwartete Inflationsrate 2% betragen, dann ergibt sich daraus ein Realzins von 3% und (c) es gibt keinen Weg für die geldpolitischen Behörden, dem (a) und (b) zu entkommen. Daher kommt der Begriff „Falle“, erklärt er.
„Krugman überrascht mich mit der Feststellung, dass höhere Realzinsen ein Zeichen dafür sind, dass die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt“, fügt Kling hinzu. Das sei genau das Gegenteil, was Kling von der Liquiditätsfalle verstehe. Wie auch immer. „Es sind nicht die hohen Realzinsen in den Reagan-Jahren, die besagen, dass die Wirtschaft nicht in einer Liquiditätsfalle ist. Es ist viel mehr die Tatsache, dass die Nominalzinsen, obwohl sie gefallen sind, immer noch hoch waren“, so Kling.
„Krugman scheint zu sagen, dass die Realzinsen derzeit niedrig sind. In diesem Fall würde ich sagen, dass die Bedingung (b) für eine Liquiditätsfalle nicht erfüllt ist“, hebt Kling hervor. Entweder die niedrigen Realzinsen lösen eine Expansion aus oder die Zinselastizität der Konsumausgaben sind niedrig. Eine niedrige Elastizität der Ausgaben (d.h. dass die Verbraucher durch niedrige Zinsen nicht veranlasst werden können, um ihre Ausgaben für langlebige Güter zu steigern) könnte in der heutigen Wirtschaft ein Problem darstellen, erläutert Kling. Das ist aber nicht dasselbe wie die Liquiditätsfalle, so der ehem. Ökonom des Personals des Board of Governors der Fed von 1980 bis 1986. Im Lehrbuch ist die Liquiditätsfalle eine flache LM-Kurve. Eine niedrige Zinselastizität der Ausgaben ist eine vertikale IS-Kurve. Im Lehrbuch wird eine Liquiditätsfalle als eine unendliche Elastiziät der Nachfrage nach Geld definiert. Die Zentralbank kann die Geldmenge in einem unbegrenzten Ausmass erhöhen, ohne die Zinsen, die Produktion und die Preise zu beeinflussen, beschreibt Kling weiter. Seine These ist daher, dass die Zentralbank, wenn sie die Macht hat, die Geldmenge im Umlauf zu erhöhen, auch die Macht hat, Inflation auszulösen. „So einfach ist es“, legt Kling sein Fazit dar. Er wundere sich, so Kling, ob es irgendwelche prominenten Makroökonomen gibt, die Krugmans Ansicht von der Liquiditätsfalle teilen.
Der Blog EconoSpeak fasst die Diskussion zwischen Paul Krugman, Arnold Kling und Menzie Chinn zusammen: (1) Die Wirtschaft war in den frühen 1980er Jahren nicht in einer Liquiditätsfalle und (2) Warum kümmern wir uns darum, ob wir in einer Liquiditätsfalle sind oder nicht? Der Grund hat damit zu tun, ob Konjunkturpakete (fiscal stimulus) zu einem Verdrängungseffekt (crowding out) führen oder nicht. Viele, die gegen Konjunkturprogramme argumentieren, nehmen an, dass wir entweder in der Nähe der Vollbeschäftigung sind (was natürlich nicht stimmt) oder die LM-Kurve nicht flach ist. Während diese Argumente in den frühen 1980er Jahren sinnvoll gewesen sein mögen, haben sie heute keinen Sinn, schildert EconoSpeak. Das Thema ist schon immer Crowding-out (Verdrängung von privaten Investitionen durch einen Anstieg der Zinsen bedingt durch eine zunehmende Staatsverschuldung) gewesen.
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