Mittwoch, 30. März 2011

Alan Greenspan will Dodd-Frank Gesetz abschaffen

„Die US-Aufsichtsbehörden werden in den kommenden Monaten durch unvorhergesehene negative Folgen verhext werden, da sie die breite Reihe von Grundsätzen des Dodd-Frank-Gesetzes in ein paar hundert detaillierten Vorschriften übersetzen müssen“, schreibt Alan Greenspan („Dodd-Frank fails to meet test our times“) in einem wunderlichen Essay in FT.

„Das Problem ist, dass die Regulierungsbehörden, und in dieser Angelegenheit jeder andere auch, nicht mehr als einen flüchtigen Blick in das Innenleben der einfachsten der modernen Finanzsysteme werfen können. Die wettbewerbsintensiven Märkte von heute, ob wir es anerkennen wollen oder nicht, werden durch eine internationale Version der „unsichtbaren Hand“ Adam Smiths angetrieben, die nicht einlösbar undurchsichtig ist. Mit besonders seltenen Ausnahmen (z.B. 2008) hat die globale „unsichtbare Hand“ für relativ stabile Wechselkurse, Zinssätze, Preise und Löhne gesorgt“, beschreibt der ehemalige Fed-Präsident.

Alan Greenspan ist aus einem unaufrichtigen und blöden Grund gegen die Regulierung der Finanzmärkte, weil er rent seeking im Finanzsektor befürwortet, erklärt Yves Smith in einem lesenswerten Beitrag in ihrem Blog.

„Alan Greenspan setzt seine Bemühungen fort, um einen Ruf als schlechtesten ehem. Fed-Chef  in der Geschichte zu festigen. Er plädiert für eine Aufhebung der finanziellen Regulierung, die entwickelt wurde, um eine Wiederholung der Krise, für die Greenspan mehr als jede andere Person die persönliche Verantwortung trägt“, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog dazu. Da der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) sprachlos sei und nicht recht wisse, wie er darauf reagieren soll, verweist er auf Henry Farrells Blog, wo die Leserschaft bemerkenswerte Beiträge geliefert hat. Hier ist eine Kostprobe:

„Mit besonders seltenen Ausnahmen ist Newt Gringrich ein loyaler und treuer Ehemann“.
„Mit besonders seltenen Ausnahmen sind japanische Atomkraftwerke sicher gegen Erdbeben“.
„Obwohl nicht einlösbar undurchsichtig, haben Mr. Madoffs Transaktionen hervorragende Renditen mit besonders seltenen Ausnahmen gebracht".
"Mit besonders seltenen Ausnahmen hat die Erdölförderung minimale Umweltbelastung“.
u.v.m.


PS: Erwähnenswert ist auf der anderen Seite eine Rede, die Elizabeth Warren heute auf einer Veranstaltung der US Handelskammer gehalten hat. Die von Präsident Obama beauftragte Juristin für den Aufbau der neu geschaffenen Verbraucherschutz-Behörde (CFPB: Consumer Financial Prorection Bureau) sagte, dass „wir uns grundsätzlich einig sind, dass wettbewerbsfähige Märkte sowohl für Verbraucher als auch für Unternehmen gut sind. Die wichtige Frage ist, wie sichergestellt werden kann, dass die Märkte wettbewerbsfähig sind“. Warren fügte hinzu, dass Regulierung und Wettbewerb sich gegenseitig nicht ausschliessen müssen und einfache Offenlegungen (disclosures) für Kredit-Produkte die Effizienz der Märkte fördern. „Wir können über die Form und den Inhalt der Regulierung voneinander abweichen, aber wir dürfen die wichtige Rolle der Regulierung nicht leugnen“, bekräftigt die an der Harvard University lehrende Rechtsprofessorin.

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