Es reicht nicht aus, um eine Inflationsspirale in Gang zu setzen, wenn Unternehmen die Energiekosten an die Kunden weitergeben. Diese Kunden müssten dann höhere Löhne anfordern, welche ihrerseits höher sind als die Kosten von Unternehmen. Europas Arbeitskräfte sind nicht in einer Lage, Lohnerhöhung zu fordern, schreibt Ryan Avent in einem Kommentar in The Economist. Die Arbeitslosenquote beträgt in der Euro-Zone derzeit 9,9%, im Wesentlichen unverändert vor einem Jahr. Europas Problem ist, dass die Wirtschaft im Kern von Deutschland beherrscht wird. Deutschlands Arbeitslosigkeit ist von 7,3% vor einem Jahr auf 6,5% zurückgefallen. Der Lohndruck mag auch in der deutschen Wirtschaft auftauchen, was einige EZB-Vertreter sehr nervös macht, argumentiert Avent.
Euro-Zone, Arbeitslosenquote (EU 27), Graph: eurostat
Das sollte aber nicht, so Avent. Die Straffung des geldpolitischen Kurses als Reaktion auf steigenden Lohndruck in Deutschland wäre für die EU-Länder an der Peripherie doppelt schädlich. Es würde eine unangemessen harte Geldpolitik noch härter machen, hebt der Ökonom der britischen Wirtschaftszeitschrift hervor. Es würde einen Prozess des innereuropäischen Wiederausgleichs (rebalancing) untergraben, der wirklich stattfinden muss. Avent glaubt aber nicht, dass solche Bedenken in Frankfurt viel Gehör finden. Ähnliche Argumente, die von London vorgetragen werden, bleiben ebenfalls unberücksichtigt.
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