Wolfgang Schäuble wird nicht müde, vor der "Gefahr der lockeren Geldpolitik" zu
warnen.
Bundesfinanzminister macht in
einem aktuellen Interview keinen Hehl daraus, dass er den gegenwärtigen
geldpoltischen Kurs der EZB nicht unterstützt. Oben drauf legt Schäuble
Griechenland nahe, noch weiter zu sparen.
In einer schwer angeschlagenen
Wirtschaft soll also die Austeritätspolitik fortgesetzt werden. Wer glaubt,
dass alle gleichzeitig durch Sparen wachsen können, unterliegt dem Trugschluss
der Verallgemeinerung (fallacy of composition). Spart der Rest der Eurozone, kann Deutschland nicht
wachsen.
Der Verlauf der Finanzkrise von 2008/09 zeigt, dass die Austerität genau das falsche
Rezept ist. Die wirtschaftspolitische Konzeption, dass es nur auf das Angebot und die Strukturreformen ankommt, ist falsch. Rezessionen sind eine Realität und einige
davon sind durch mangelhafte Nachfrage getrieben. Auf kurze Sicht sollte das
Augenmerk daher nach der Nachfrage gerichtet werden. Reformen können später folgen.
Die Position der deutschen
Regierung scheint aber viel mit Ignoranz zu tun als mit Machtgier. Die ganze Vorstellung rührt aus dem Ordoliberalismus, wonach schwache Nachfrage nie ein Problem darstellen kann.
Nach dieser geistigen Haltung
gibt es nur mikroökonomische Verzerrungen. Makroökonomische Probleme existieren
einfach nicht, selbst wenn die gesamte Eurozone einer Depression gegenüber schaut.
Die niedrige Inflation ist untragbar, weil die Nachfrage zu kurz greift,
tendiert die europäische Wirtschaft in Richtung Deflation.
Wo führt dies aber hin? Die einfachen
Menschen bleiben auf der Strecke und die Nationalisten suchen, die politische
Macht zu ergreifen.
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