Montag, 2. August 2010

Wie die Fed Prosperität herunterdefiniert

Paul Krugman ist besorgt, was die Aussichten für amerikanische Arbeitnehmer betrifft. Das Wirtschaftswachstum verlangsamt sich. Die Arbeitslosigkeit fällt nicht. Das ist schlimm, bemerkt Krugman in seiner Montagskolumne in NYT. Was noch schlimmer ist, sind die wachsenden Beweise dafür, dass die Führungselite sich darum einfach nicht kümmert. Das einst als undenkbar geltende Niveau der wirtschaftlichen Not ist im Begriff zum neuen Normal-Fall zu werden, argumentiert Krugman. Er befürchtet, dass die Machthaber in Kürze erklären werden, dass die hohe Arbeitslosigkeit „strukturell“ ist, d.h. ein fester Bestandteil des wirtschaftlichen Umfelds, anstatt Verantwortung für die Schaffung von Arbeitsplätzen zu übernehmen. Einer von sechs amerikanischen Arbeitnehmern ist arbeitslos oder unterbeschäftigt. Der Kongress sitzt auf seinen Händen. Die Republikaner und konservative Demokraten weigern sich, Geld für neue Arbeitsplätze auszugeben. Sie wollen nicht einmal das Leid der Arbeitslosen mildern, so Krugman.

Man sagt uns, dass wir es uns nicht leisten können, Arbeitslosen zu helfen. Wir müssen sofort das Haushaltsdefizit kürzen, weil sonst „Bond Vigilantes“ die Kreditkosten exorbitant verteuern würden, erklärt Krugman weiter. Der Punkt ist aber, dass die Sorgen eines grossen Teils des Kongresses, der alle Massnahmen in Sachen Arbeitsplätze blockiert, nur für die reichste 1% der Bevölkerung gelten, und nicht viel übrig für die Notlage der Amerikaner haben, die keine Arbeit finden, hält Nobelpreisträger fest. Was macht aber die Fed? Die US-Notenbank hat zwei Ziele: Vollbeschäftigung und Preisstabilität, welche in der Praxis als 2% Inflationsrate definiert ist. Da die Arbeitslosigkeit sehr hoch ist und die Inflation deutlich unter der Zielmarke liegt, könnte man erwarten, dass die Fed aggressive Massnahmen trifft, um die Wirtschaft anzukurbeln. Das ist aber nicht der Fall, bemerkt Krugman weiter. Die Fed hat zwar die Zinsen bis auf die Null-Grenze gesenkt. Aber Fed-Chef Bernanke hat versichert, dass die Fed über andere Optionen verfügt. Die Fed ist jedoch nicht dazu übergegangen. Stattdessen definiert die Fed jetzt den Erfolg nach unten, erklärt Krugman. Richard Fischer, Dallas Fed-Chef beispielsweise argumentiert, dass die Fed keine Verantwortung für die wirtschaftliche Schwäche, welche auf unsichere Geschäftsaussichten von Unternehmen zurückzuführen sei, habe. Das sei eine populäre Ansicht in konservativen Kreise, erläutert Krugman. Fischer definiere das Inflationsziel jetzt nicht mehr als „rund 2%“, sondern als „extrem niedrig und stabil“.

Fazit: Wir haben diesen Film gesehen: Japan. Falls die Preise zu sinken beginnen, und die tiefer als die Zielmarke verlaufene Inflation zu Deflation wird, dann werden manche bei der Fed erklären, dass das in Ordnung ist, fasst Krugman warnend zusammen.

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