Dienstag, 3. August 2010

Paul Krugman erklärt, warum Deflation schlimm ist

Deflation ist das Wort der Stunde. Paul Krugman erklärt in seinem Blog weiter, warum die Deflation schlimm ist. Es gibt eigentlich drei verschiedene Gründe, um sich Sorgen um die Deflation zu machen: zwei auf der Nachfrage- und einer auf der Angebotsseite, bemerkt der Nobelpreisträger. Zunächst einmal: Wenn alle Leute sinkende Preise erwarten, sind sie weniger bereit, Geld auszugeben und insbesondere weniger bereit, Geld zu leihen, d.h. Kredit aufzunehmen. Nach all dem, wenn die Preise fallen, wird „auf-Cash-Sitzen“ zu einer Investition mit einer positiven realen Rendite. Japanische Bankeinlagen sind wirklich ein gutes Geschäft im Vergleich zu denen in den USA, hebt Krugman hervor. Und wenn jemand sich überlegt, Kredit aufzunehmen, auch für eine produktive Investition, muss die Tatsache berücksichtigt werden, dass der Kredit in Dollars zurückgezahlt werden muss, welche jetzt mehr Wert sind als zum Zeitpunkt der Kreditaufnahme. Wenn es der Wirtschaft gut geht, kann das alles kompensiert werden, indem die Zinsen niedrig gehalten werden.


US Verbraucherpreis Index (CPI), Graph: Fed St. Louis

Wenn es aber der Wirtschaft nicht gut geht, sind nicht einmal Null Zinsen tief genug, Vollbeschäftigung zu erreichen. Und wenn das geschieht, bleibt die Wirtschaft depressiv, weil die Leute Deflation erwarten und die Deflation setzt sich fort, weil die Wirtschaft depressiv verbleibt. Das ist die Deflationsfalle, um die wir uns kümmern müssen, erläutert der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.

Ein zweiter Effekt ist, abgesehen von Erwartungen von Deflation in Zukunft, dass fallende Preise die Lage der Schuldner verschlimmern, indem die reale Last der Schulden zunimmt. Man könnte denken, dass das eine Null-Summen-Affäre ist, so Krugman, da die Gläubiger einen entsprechenden Gewinn erfahren. Wie aber Irving Fisher vor langer Zeit darauf hingewiesen hat, sind Schuldner wahrscheinlich gezwungen, ihre Ausgaben zu kürzen, weil ihre Schuldenlast steigt, während Gläubiger unwahrscheinlich ihre Ausgaben um denselben Betrag erhöhen würden. Die Deflation übt also wegen der wachsenden Schuldenlast eine depressive Wirkung auf die Ausgaben aus, was, wie Fisher betont, zu einem Teufelskreis führen kann, wo gedämpfte Ausgaben wegen der zunehmenden realen Schulden weiter zu Deflation führen.

Drittens fallen in einer deflationären Wirtschaft öfters Löhne genau so wie die Preise. Und es ist eine Tatsache des Lebens, dass Nominallohnkürzungen sehr schwer sind: Es gibt abwärtsgerichtete Nominallohnrigidität. Was das bedeutet, ist das Faktum, dass es den Volkswirtschaften im Allgemeinen nicht gelungen ist, fallende Löhne zu bewältigen, es sei denn, auch sie haben Massenarbeitslosigkeit, erklärt Krugman weiter, sodass die Arbeitnehmer genug verzweifelt sind, fallende Löhne zu akzeptieren. Siehe die Fälle Estland und Lettland.

Aufmerksame Leser werden festhalten, dass keines dieser Argumente abrupt zählt, wenn die Inflationsrate von +0,1% auf - 0,1% geht. Selbst bei niedrigen, aber positiven Inflation kann die Null Grenze bindend sein, hebt Krugman hervor. Eine Inflation, die weniger kommt als Kreditnehmer erwarten, hinterlässt sie mit einer schlimmen Schuldenlast als sie erwartet hatten. Auch wenn die Inflation positiv ist, und da die relativen Löhne sich um die ganze Zeit verlagern, werden einige Nominallöhne fallen müssen, selbst wenn die allgemeine Inflationsrate etwas höher als Null liegt. Das Argument, dass Deflation eine schlechte Sache ist, ist auch ein Argument, zu sagen, dass manche wirtschaftliche Probleme noch schlimmer werden, wenn die Inflation fällt und dass zu niedrige Inflation tatsächlich einen wirtschaftlichen Schaden einrichten kann. Deshalb ist die Tatsache, dass die Inflation, während sie immer noch positiv bleibt, unterhalb der Zielmarke der Fed eine schlechte Nachricht ist und deshalb haben respektable Leute wie Olivier Blanchard vorgeschlagen, dass ein höheres Inflationsziel, beispielsweise 4%, Sinn machen würde.

Schliesslich „würde eine 4%ige Inflation uns nicht zu Zimbabwe machen“, fasst Krugman zusammen.

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