Narayana Kocherlakota, Minneapolis Fed-Präsident hat kürzlich in einer inzwischen viel zitierten Rede betont, dass die Fed über die Arbeitslosigkeitsproblematik kaum etwas unternehmen könne. Warum? Weil die Problematik struktureller Art sei. Mark Thoma ist damit nicht einverstanden. Thoma hebt in einem lesenswerten Essay („Can Government Help with Structural Unemployment?“) in CBS money watch hervor, dass es grosse zyklische Komponente gibt. Aber er geht vorerst auf die strukturellen Komponente der Arbeitslosigkeit ein.
(1) Die Rate, mit der die strukturelle Transformation stattfindet, hängt von der Höhe der Unternehmensinvestitionen ab. Langfristige Realzinsen können hierbei sicherlich verwendet werden, um Einfluss auf die Höhe der Investitionen zu nehmen, erklärt Thoma. Die Fed muss verhindern, dass die Realzinsen steigen, indem sie Inflationserwartungen sinken lässt. Je günstiger diese Transformation erfolgt, desto schneller kann das passieren.
(2) Während wir warten, bis die strukturelle Transformation stattfindet, kann die Fiskalpolitik die Kluft überbrücken, so Thoma. Ein Beispiel: Die Gemeinde entscheidet sich, ein Schulhaus abzureissen, um dann ein wesentlich verbessertes neues Haus am gleichen Ort zu bauen. Sollen alle Schüler (auch Lehrer) in die Ferien nach Hause geschickt werden, während das neue Schulhaus gebaut wird? Die Lehrer wären strukturell arbeitslos und müssten vorübergehend Arbeitslosengeld beziehen. Oder soll der Schuldbetrieb in temporären Einrichtungen weiter geführt werden, während die neue Schule gebaut wird? Die Fiskalpolitik kann hier eingesetzt werden, um temporäre Chancen für Arbeitslose zu bieten, während gleichzeitig die strukturelle Transformation stattfindet. „Es ist wahr, dass der strukturelle Wandel die Anpassungsperiode verlängern kann. Das bedeutet aber, dass es mehr Notwendigkeit für solche temporäre staatliche Hilfe gibt, welche die Beschäftigung fördern“, erklärt Thoma.
(3) Es gibt andere Dinge, die der Fiskus tun kann, um die strukturelle Transformation zu fördern, beispielsweise Steuervergünstigungen für Investitionen, Umschulungen, Anreize dafür, neue Unternehmen und Arbeitslose zusammen zu bringen, indem die Arbeit zu den Arbeitsplätzen gebracht wird oder neue Unternehmen ermutigt werden, den Betrieb dort aufzunehmen (Standort), wo die Arbeitslosigkeit am höchsten ist.
(4) Thoma ist überzeugt, dass es sich dabei um ein Problem der Nachfrage handelt. Selbst wenn man glaubt, dass es einen erheblichen strukturellen Wandel gibt, ist es schwer, zu leugnen, dass es auch einen Mangel an Nachfrage gibt. Die Schaffung von mehr Nachfrage durch ein zusätzliches Konjunkturpakett würde helfen, die Nachfrage anzukurbeln, was Unternehmen mehr Gewinn, mehr Vertrauen und v.a. mehr Ansporn für Investitionen in strukturelle Transformationsaktivitäten bringen würde, argumentiert Thoma.
Fazit: „Wir haben sowohl konjukturelle als auch strukturelle Probleme. Wir befinden uns in einer Situation, in denen Massnahmen sowohl aus der Fed als auch vom Kongress dazu beitragen könnten“, die Probleme zu lösen, schlussfolgert Thoma. Die Fed hat laut Thoma anerkannt, dass sie mehr tun könnte, aber sie denkt nicht daran, dass mehr Hilfe notwendig ist, noch nicht jedenfalls. Oder die Fed sagt, sie sei machtlos, weil das Problem struktureller Art ist. Es gibt immer eine Ausrede, hält der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor fest. „Wir brauchen aber keine Beweise dafür, dass sich die Dinge verschlechtern, bevor wir eine aggresivere Politik umsetzen. Es deutet wenig darauf hin, dass sich die Wirtschaft erholt. Die Dinge sind gegenwärtig schlecht genug“, argumentiert Thoma weiter. Sowohl die Fed als auch der Kongress müssen jetzt handeln.
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