„Die beiden Banden von Ökonomen streiten über die Ursachen der hohen Arbeitslosigkeit“, schreibt James Ledbetter in einem Artikel („Strucs vs. Cycs“) in Slate. Mit Bezug auf eine kürzlich vorgetragene Rede von Narayana Kocherlakota, dem Präsidenten der Federal Reserve Bank Minneapolis bezieht Ledbetter Stellung zugunsten des „mismatch“-Konzeptes. Kocherlakota hat nämlich gesagt, dass die Arbeitslosigkeit überraschend steige, obwohl die Anzahl der Stellenangebote zunehme. Firmen bieten Jobs, aber die Arbeitnehmer finden laut Kocherlakota keine geeignete Stelle. Der Fed-Minneapolis Chef macht also strukturelle Ursachen für die hohe Arbeitslosigkeit aus. Brad DeLong ist damit nicht einverstanden. Zu Recht. Denn die Probleme der Wirtschaft sind in erster Linie auf den Zusammenbruch der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage zurückzuführen, und sie sind daher nicht struktureller Art.
USA Arbeitslosenquote, Graph: BLS (Bureau of Labor Statistics)
DeLong begründet seinen Standpunkt in einem lesenswerten Eintrag in seinem Blog wie folgt.
Nehmen wir an, dass wir keine zyklische (konjunkturbedingte) Arbeitslosigkeit haben, welche durch einen Zusammenbruch der aggregierten Nachfrage ausgelöst wurde, sondern eine strukturelle Arbeitslosigkeit durch „mismatch“ (Fehlanpassung). Nehmen wir weiter an, dass wir eine Situation haben, in der sich die Struktur der Nachfrage der Verbraucher von den Arbeitsplätzen unterscheidet, die Arbeitnehmer zu besetzen in der Lage sind. Ferner nehmen wir an, dass wir uns im Gleichgewicht befinden, wo einige der Arbeitnehmer Baristas sind, die Kaffee anbieten und andere Yoga-Lehrer sind. Plötzlich verschiebt sich die Nachfrage so, dass die Verbraucher entscheiden, weniger Zeit vor Laptops in Coffee Shops zu verbringen und lieber mehr Momente des inneren Friedens geniessen zu wollen. Was erwarten wir? Was geschieht nun? Die Coffee Bars würden leer stehen, weil die Leute jetzt ihr Geld für die nächste Yoga-Stunde sparen. Coffee Bars würden die Baristas entlassen und schliessen. Wir würden erwarten, dass die Yoga-Studios nun überfüllt würden.
Die Grösse und die Dauer der übermässigen Arbeitslosigkeit der Ex-Baristas dürfte erheblich und langlebig sein. Es würde eine ganze Weile dauern, bis ein Barista als Yoga-Lehrer umgeschult würde. Diejenigen, die auf der Suche nach Ausbildung sind, würden eine schwierige Zeit haben, um Aufmerksamkeit zu finden und sich als Yoga-Lehrer ausbilden zu lassen. Aber die Depression im Coffee-Bar Sektor und die Arbeitslosigkeit unter den ex-Baristas würden durch die Ausgelassenheit, steigende Preise für Yoga-Unterricht und lange Arbeitszeiten und hohe Löhne für Yoga-Lehrer im Yoga-Studio-Sektor ausgeglichen. Das ist, wie eine „mismatch“ (Fehlanpassung) strukturelle Arbeitslosigkeit aussieht, erklärt DeLong. Ein Sektor ist depressiv mit viel Leerlauf und ein zweiter Sektor bommt, mit steigenden Löhnen und Preisen.
Wie sieht es heute mit Beschäftigung in den USA aus? Ein Rückgang von 137,83 Mio. Menschen im Juli 2007 auf 129,95 Mio. Menschen im Juli 2010, wie in der Abbildung ausführlich dargestellt ist. Das bedeutet ein Rückgang der Beschäftigung um 7'880'000 während einer Zeitperiode, in der die Erwachsenen in der Bevölkerung um 6 Mio. gewachsen sind, erläutert DeLong weiter.
USA: Beschäftigungssituation in den vergangenen drei Jahren, Graph: Prof. Brad DeLong
DeLong sieht Beschäftigungswachstum in den Sektoren (a) Internet, (b) Gesundheitsfürsorge und (c) Holzeinschlag und Bergbau. Sonst sinkt die Beschäftigung überall.
Fazit: Das sieht nicht wie eine „mismatch“ Arbeitslosigkeit aus, in der die Nachfrage sich in eine Richtung verschiebt, sodass die bestehende Arbeitskraft damit nicht mitgehen kann und in einer strukturellen Arbeitslosigkeit resultiert, wo der Sektor und dieBeschäftigungsfelder schrumpfen, während dort, wo die Nachfrage sich hinbewegt hat, die Beschäftigung und die Löhne steigen. Es sieht überhaupt nicht danach aus, schlussfolgert DeLong zu Recht.
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