Dienstag, 24. August 2010

Makroökonomie ist eine Wissenschaft

Die namhaften Geldpolitiker werden sich am Wochenende in den Rocky Mountains treffen. Es handelt sich dabei um die jährliche Konferenz der Federal Reserve Bank of Kansas in dem Bergort Jackson Hole. Fed-Präsident Ben Bernanke wird die Tagung mit einer Rede eröffnen. Raghuram Rajan, der ehem. Chef-Ökonom des IWF will dort laut Bloomberg die US-Notenbank (Fed) auffordern, die Zinsen zu erhöhen, selbst wenn die Arbeitslosigkeit noch bei rund 10% verbleiben sollte. Nach seiner Einschätzung soll Bernanke die Leitzinsen um 2,0% anheben, damit es keine negative Realzinsen gibt. Zinssätze nahe Null lösen Spekulationsblasen aus oder bilden ineffiziente Unternehmen, sagt Rajan.


Makro-Modell, Graph: Prof. Paul Krugman

Auf welches Modell sich Rajan aber dabei stützt, bleibt rätselhaft. Abgesehen von der Tatsache, dass es eine völlige Katastrophe für die Wirtschaft wäre, stört Paul Krugman v.a. die Art und Weise, wie Rajan und viele andere Ökonomen sich auf neue Doktrine stürzen, um ihre politische Vorurteile zu rechtfertigen. Nach Krugmans Ansicht sollte das, was man zu einem gegebenen Zeitpunkt über die Geldpolitik äussert, auf eine Art Modell beruhen. Und ausserdem sollte man bereits sein, das gleiche Modell auf andere Situationen anzuwenden und es nicht zu einem einmaligen Einsatz rechtfertigen, wenn es einem zufällig gerade zu Gute kommt.

Krugmans Analysen beruhen auf dem gleichen Modell der makroökonomischen Politik, die er in normalen Zeiten seinen Erklärungen zugrunde legt. Nur ist es so, dass die Situation sich ändert. Die „quick-and-dirty“-Version des Modells sieht wie in der Abbildung aus. Es bedeutet, andere Dinge gleich, dass die Nachfrage desto grösser ist, je geringer der reale Zinssatz ist. Das ist unbestritten. Nun aber ist der Nominalzins wegen der Finanzkrise gleich Null. Selbst ein Nominalzins von Null Prozent, leicht negativer Realzins, ist nicht tief genug, um Vollbeschäftigung zu produzieren. In normalen Zeiten, wenn die Untergrenze von Null nicht bindend ist, sagt das Modell aus, dass die Geldpolitik bei der Stabilisierung die Schlüsselrolle spielen kann. Gegen die Untergrenze von Null ändert sich aber alles, erklärt Krugman. Die Idee, dass es gut wäre, die Inflationserwartungen steigen zu lassen, kommt aus diesem minimalistischen Rahmenwerk. Die Wirtschaft „will“ einen negativen Realzins. Und der einzige Weg, um das zu bekommen, ist angesichts der Null Untergrenze, positive Inflationserwartungen zu haben, erläutert der Nobelpreisträger weiter.

Die Argumente für eine fiskalpolitische Expansion kommen recht schlicht daraus, so Krugman. Wenn man die Beschäftigung nicht erhöhen kann, indem man die Zinsen senkt, wird deficit spending ein Weg, um Arbeitslose wieder zu beschäftigen. Das deficit spending verdrängt die privaten Ausgaben nicht, wenn die Zinssätze unverändert bleiben, hält Krugman fest.

Fazit: Krugman legt grossen Wert darauf, dass man keinen Quatsch erzählt, sondern eine konsistente Sicht beibehält, welche aber jetzt unorthodoxe Schlussforderungen zulässt, nur, weil gegenwärtig eine aussergewöhnliche Situation vorherrscht.

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