Montag, 30. August 2010

Sind Forderungen nach Zinserhöhung intellektuell redlich?

Mark Thoma erklärt die starke Reaktion auf die umstrittenen Äusserungen des Minnesota Fed-Präsidenten Narayana Kocherlakota, der kürzlich für eine Anhebung der Zinssätze plädiert hat. Wenn ein Fed-Präsident eine Erhöhung der Zinssätze fordert, während die Wirtschaft noch damit kämpft, sich zu erholen, ist eine Reaktion in der Wissenschaft zu erwarten, weil sich die Fehlschläge aus den Jahren 1937/38 zu wiederholen anschicken, bemerkt Thoma. Die Tatsache, dass Kocherlakota auf ein Modell hinweist, das bereits gescheitert ist, hilft in der heutigen Situation nicht, so Thoma. Es sind auf jeden Fall ernsthafte Fragen über die Gültigkeit der Behauptung, hebt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor hervor.

„Das ist nicht einfach eine theoretische Übung auf der Suche nach einer neuartigen, kontra-intuitiven Lösung, welche Anwendbarkeit auf die reale Welt hätte und die Bewunderung der Kollegen ziehen würde. Die Lebensgrundlage der Menschen steht auf dem Spiel“, erläutert Thoma. Die Vorschläge, dass die Fed die Zinsen erhöhen soll, um die Rezession zu bekämpfen, „gehen gegen jeden intuitiven Knochen in meinem Körper“, beschreibt Thoma. Die Vorschläge stehen im Widerspruch zur bestehenden empirischen Evidenz. Das ist kein Spiel. Die konkrete Politik hat einen Einfluss auf das Leben der Menschen. „Wir können mit unserem Ansatz nicht unvorsichtig umgehen“, erklärt Thoma. Seine starke Reaktion rühre daher, dass „wir die Fehler, die wir in der Vergangenheit gemacht haben, nicht wiederholen dürfen“: Fehler, die Menschen hart getroffen haben, die bereits stark gelitten hatten, so Thoma als Fazit der gegenwärtig heftig geführten Debatte unter renommierten Ökonomen in den USA.

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