Brad DeLong antwortet auf die Frage von The Economist, ob die gegenwärtigen Pläne zum Defizitabbau das Wirtschaftswachstum ankurbeln werden, mit einem klaren Nein. „Ich vermute, dass die derzeitigen Pläne zur Verringerung des Haushaltsdefizits in Europa kaum zum Wachstum beitragen werden“, so der an der University of California at Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor. Sie scheinen kurzfristig zu viel zu tun, um die aggregierte Nachfrage zu verringern und nicht genug auf lange Sicht, um Investoren zu vergewissern, dass das langfristige Finanzierungsdilemma der staatlichen Sozialversicherung in Angriff genommen werde. Von daher werden die Pläne zum Defizitabbau wahrscheinlich das Risiko erhöhen und das Vertrauen von Unternehmen schmälern, anstatt das Risiko zu senken.
Was ist aber die angemessene Staatsausgabenquote auf lange Sicht? Das ist eine schwierige empirische Frage, erklärt DeLong, wenn marginaler Anstieg der öffentlichen Schuldenquote (debt-to-GDP ratio) die Erwartungen im Hinblick auf langfristige Inflation und die realen Zinssätze kräftig in die Höhe treibt, dann ist die Staatsausgabenquote mehr als hoch genug und sie sollte daher nicht mehr höher klettern, erläutert DeLong weiter.
Bis man aber so weit ist, soll die Verschuldungskapazität des Staates als eine Ressource verwendet werden, solange die Notwendigkeit besteht. In normalen Zeiten lautet die korrekte Regel immer, dass die Staatsausgabenquote gesenkt werden sollte. Es werden aber aussergewöhnliche Zeiten kommen, Zeiten, in denen nationale Mobilisierung nötig ist, um die Freiheit zu verteidigen, Zeiten, in denen Massnahmen erforderlich sind, um langfristige globale Probleme wie globale Erwärmung anzugehen, Zeiten, in denen, wenn grosse Depressionen drohen, dann müsste der Staat über einen Spielraum verfügen, Geld ausgeben zu können, weil das öffentliche Interesse es erfordert, fasst DeLong zusammen. Und dieser Spielraum ist nur dann zu schaffen, um mit aussergewöhnlichen Zeiten umzugehen, wenn man in normalen Zeiten ausgeglichene Haushaltspolitik verfolgt.
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