Donnerstag, 12. August 2010

Debatte um Geldpolitik: Trübe Tage für Makroökonomie

Ben Bernanke, der Chef der amerikanischen Notenbank (Fed) will die US-Wirtschaft weiter stützen, indem er mit dem Erlös aus den fällig gewordenen Wertpapieren langfristige Staatsanleihen kauft. Der Bestand an Wertschriften in der Fed-Bilanz soll mit rund 2'000 Mrd. $ konstant gehalten werden. Signalisiert die Fed damit weitere mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (quantitative easing) gegen Jahresende? Was ist angesichts der praktischen Erfahrungen in den vergangenen 12 Monaten davon zu halten? In einer Liquiditätsfalle ist die konventionelle Geldpolitik (der Austausch von hoch-liquiden Bargeld Reserven der Banken in kurzfristige Staatspapiere) unwirksam, weil das makroökonomische Finanzmarkt Ungleichgewicht nicht mit einem Mangel an Bargeld im Verhältnis zu Nachfrage zu tun hat, sondern vielmehr mit einem Mangel an hochwertigen (vielleicht langfristigen) Vermögenswerten im Vergleich zu Nachfrage, bemerkt Brad DeLong in seinem Blog.



Fed Bilanzsumme, Graph : Manoj Pradhan, Morgan Stanley


Die finanzielle Situation des privaten Sektors ist wackelig, dass er nicht in der Lage ist, hochwertige Vermögenswerte zu schaffen. Wenn er es könnte, hätten wir heute kein Problem, bemerkt DeLong weiter. Und der private Sektor, der keine hochwertige Vermögenswerte schaffen kann, kann auch keine Vermögenswerte mit längerer Laufzeit schaffen, ausser für hochspekulative Anlagen.

Der Staat müsste daher Massnahmen treffen, genau so wie im Rahmen einer gewöhnlichen Geldpolitik Massnahmen getroffen werden, indem die Regierung dafür sorgt, dass die Bargelder in kurzfristige Staatspapiere ausgetauscht werden, was den Mangel an Bargeld im Verhältnis zu Nachfrage lindert, was wiederum Arbeitslosigkeit verursacht.

Welche Massnahmen könnte der Staat treffen?

(1) Die Nachfrage nach hochwertigen Anlagen verringern und die Nachfrage nach realen Gütern erhöhen, indem er glaubwürdig verkündet, dass die Inflationssteuer auf hochwertige Finanzanlagen in Zukunft um ein Haar höher liegen werden, d.h. durch mengenmässige Lockerung (quantitative easing) und Inflationsziel (inflation targeting).

(2) Mehr hochwertige Anlagen durch die Fiskalpolitik schaffen, indem er US-Treasuries ausgibt und den Erlös in staatlich organisierte Projekte inverstiert und die Steuern in die Zukunft schiebt, d.h. durch expansive Fiskalpolitik.

(3) Das Schatzamt veranlassen, zusätzliche Staatsanleihen auszugeben, indem er risikofähiger Partner des privaten Sektors auftritt oder möglicherweise, indem er seine Bilanzsumme ausweitet, d.h. durch Finanzmärkte-Politik.

(4) Die US-Notenbank veranlassen, mehr hochwertige Anlagen zu liefern, indem diese einige der Anlagen mit niedriger Qualität auf ihre Bücher nimmt und sie durch die Ausweitung ihrer kurzfristigen sicheren nominalen Verbindlichkeiten finanziert, d.h. durch nicht-standardgemässe Geldpolitik, was DeLong als „Finanzmarkt-Politik“ bezeichnet.

Wichtig ist, zu beachten, was die Fed kürzlich mitgeteilt hat, langlaufende Staatsanleihen zu kaufen. Das bedeutet Duration (längerfristige Laufzeit) und manches systemisches Risiko, aber keine default- oder „Tail-Risk“ in ihren Büchern. „Das ist ein schwacher Job, was die Politik für die Finanzmarkt Ungleichgewichte betrifft“, erklärt DeLong völlig enttäuscht.


Fed Geldpolitik, Fed Funds Rate (Leitzins), Graph : Manoj Pradhan, Morgan Stanley

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