Donnerstag, 26. August 2010

Häusermarkt und Wirtschaftswachstum

Die Neubauverkäufe sind auf den niedrigsten Stand seit Erhebung der Daten im Jahr 1963 gefallen. Die Auftragseingänge für langlebige Güter (ohne Transporte) sind im Juli um 4% eingebrochen. Das sind zweifelsohne enttäuschende Daten. Nun fragt The New York Times eine Reihe von renommierten Ökonomen (Jennifer Lee, Jeffrey Frankel, Dean Baker, Patrick Newport), ob die Erholung der Wirtschaft vom Häusermarkt abhängt? Mark Thoma antwortet: Es ist sinnvoll, die Wirtschaft in vier grosse Sektoren einzuteilen: Haushalte, Unternehmen, Staat und Ausland-Sektor. Es ist nun zu überlegen, wie jeder Sektor sowohl langfristige als auch kurzfristige Aussichten für das Wachstum beeinflusst.


USA Neubauverkäufe, Graph: NYT, August 25, 2010

Der private Verbrauch, welcher den Kauf von neuen Häuser ausschliesst, dürfte unwahrscheinlich der Motor für das Wachstum sein, wie es in den letzten Jahrzehnten gewesen ist, erklärt Thoma. Der Verbrauch vor der Absturz war weitgehend Schulden betrieben, basierend auf dem falschen Versprechen, dass die Immobilienpreise ständig steigen würden. Das ist nicht nachhaltig. Es wird im Allgemeinen angenommen, dass die Verbraucher den Konsum zurückfahren und nach der Rezession mehr sparen werden. Während dieser Übergangsphase wird der abnehmende Verbrauch eine erhebliche Belastung für die Wirtschaft darstellen.

Wie sieht es mit Investitionen aus? In der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wird der Kauf von neuen Immobilien als Teil der Investitionen gerechnet. Können Investitionen von Unternehmen und der Häuserkauf die Flaute überwinden? Während der Häusermarkt eines Tages wieder normal wachsen wird, bedeuten der grosse Überbestand an Häusern, schwache Verkaufszahlen und andere Probleme, dass dieser Tag weit, weit weg ist, so Thoma. Kurzfristig dürfte die Erwartung, dass der Häusermarkt das Wachstum ankurbelt, wahrscheinlich enttäuschend ausfallen, argumentiert der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor.

Unternehmensinvestitionen bieten auch keine grosse Hoffnung. Sie dürften zunehmen, erst wenn es Anzeichen für eine Verbesserung in der Wirtschaft gibt und die Fed beginnt, die langfristigen Zinsen durch mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (quantitative easing) zu senken, erläutert Thoma. Was die Ausfuhren betrifft, ist es schwierig, zu erwarten, dass der Sektor die Erholung vorantreiben könnte, da auch der Rest der Welt in Schwierigkeiten steckt.

Abgesehen vom Staat gibt es wenig, was den nötigen Auftrieb für die Wirtschaft in der unmittelbaren Zukunft liefern könnte. Wenn der Staat die Brücke über unsere Probleme liefern kann, dann können andere Sektoren übernehmen und langfristiges Wachstum generieren, und die Hoffnung ist, dass das Wachstum so robust wird wie vor dem jüngsten Absturz. Es gibt aber keine Garantie dafür, dass sich die Hoffnung erfüllt, hält Thoma fest.

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