Mittwoch, 18. August 2010

Geldbasis und Kreditvergabe

Die US-Notenbank (Fed) hat auf die Verschärfung der Finanzkrise im Herbst 2008 mit ausserordentlichen Massnahmen reagieren müssen. Dabei ist die Grösse der Geldbasis (Notenbankgeldmenge= Giroguthaben der Banken bei der Fed + Notenumlauf) dramatisch gestiegen. Die Fed hat im Volumen von 1’700 Mrd. $ US-Staatsanleihen und Papiere der staatlichen Hypothekenfinanzierer (Agency Debt) gekauft, was die Geldbasis weiter ausgedehnt hat. Die Notenbankgeldmenge hat sich zwischen dem September 2008 und dem Mai 2010 mehr als verdoppelt, bemerkt David C. Wheelock in einer gestern vorgelegten Analyse ("The Monetary Base and the Bank Lending"). Die Geldmengengrössen wie M1 und M2 sind aber weit weniger gestiegen. M1 ist beispielsweise in dieser Zeitspanne um 17% gewachsen. Folglich ist das Verhältnis von M1 zu Geldbasis, genannt „M1 Geldmultiplikator“ von 1,6 auf 0,84 gefallen, erklärt Wheelock. Warum ist aber der Anstieg der Geldmenge so klein, wenn die Geldbasis sich so stark erhöht?


Geldbasis und M1 Geldmultiplikator, Graph : David C. Wheelock, Monetary Trends, Fed St. Louis

Die Antwort bezieht sich auf die Bereitschaft der Banken, Geld zu leihen und auf die wahrgenommene Kreditwürdigkeit der potentiellen Kunden (Kreditnehmer). Eine Einlage wird erstellt, wenn eine Bank einen Kredit vergibt. In der Regel nehmen Bankkredite und Einlagen zu, wenn die Fed Reserven im Bankensystem erhöht. Trotz einer Erhöhung der Reserven über 1'000 Mrd. $ beliefen sich Bankdarlehen im Mai 2010 insgesamt auf 200 Mrd. $ weniger als im September 2008, erläutert Wheelock. Banken halten sich mit Kreditvergabe nach wie vor zurück. Zum Teil, weil die Nachfrage schwach ist, aber es reflektiert auch ein abnehmender Risikoappetit seitens der Banken, hebt der Ökonom hervor. Zudem belastet der Mangel an Eigenkapital die Kreditvergabepolitik vieler Banken. Banken müssen gewisse Mindestkapitalanforderungen erfüllen, welche auf ausstehende Kredite und andere Vermögenswerte beruhen. Viele Ökonomen befürchten, dass Bankkredite und Geldmengenwachstum letztlich über Gebühr wachsen und zu einer höheren Inflation führen werden. Die Fed könnte jedoch die Geldbasis verkleinern, indem sie Wertschriften verkauft oder Repo-Geschäfte einleitet. Eine andere Möglichkeit ist, dass die Fed die Verzinsung der Einlagen, die die Banken bei ihr unterhalten, erhöht. Die Fed könnte auf die beiden Optionen zurückgreifen, falls das monetäre Wachstum übermässig zu werden drohen sollte, fasst Wheelock zusammen.

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