Donnerstag, 19. August 2010

Beveridge Kurve

Die Beveridge Kurve beschreibt eine emprische Beziehung zwischen den offenen Stellen und der Zahl der Arbeitslosen. „Sie dient als eine einfache Darstellung, wie effizient Arbeitsmärkte sind, was die Übereinstimmung von verfügbaren Stellenangeboten und den arbeitslosen Menschen in der Gesamtwirtschaft betrifft“, erklären Murat Tasci und John Lindner, von der Fed Cleveland in einer aktuellen Analyse („Has the Beveridge Curve Shifted?“). Auf der Abzisse der Beveridge Kurve sind die Anzahl der Arbeitslosen abgetragen. Auf der Ordinate sind die der offenen Stellen. Entsprechen die offenen Stellen der Zahl der Arbeitslosen, dann kommt es gewissermassen zu einem Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt.


Die Beveridge Kurve, Graph: M. Tasci und J. Lindner, August 2010

Die Tatsache, dass es zu jedem gegebenen Zeitpunkt Arbeitslose gibt, die einen Job suchen und Unternehmen, die auf der Suche nach Mitarbeitern sind, gilt als eine Anomalie in perfekt funktionierenden Märkten, bemerken die Ökonomen. Die Autoren führen diese Anomalie auf Friktionen auf den Arbeitsmärkten zurück, die Allokation von Arbeitslosen zu Unternehmen verhindern.

Die Friktionen können in Form von Fehlanpassungen der Eignung, geographischer Ungleichgewichte, Rekrutierungskosten und Stellensuche usw. auftreten. „Solche Friktionen sind typisch. Und wir beobachten ein gewisses Mass an offenen Stellen und Arbeitslosigkeit selbst in gut funktionierenden Arbeitsmärkten. Die Beveridge Kurve stellt das Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt im Lauf der Zeit in Bezug auf diese beiden Variablen“, erläutern die Autoren. Die Ökonomen studieren demnach die Bewegungen auf dieser Kurve, um Veränderungen in der Effizienz des Arbeitsmarktes zu erkennen. Es ist üblich, die Bewegungen entlang der Kurve im Verlauf des Konjunkturzyklus zu beobachten. Bewegt sich die Wirtschaft beispielsweise in eine Rezession, steigt die Arbeitslosigkeit. Und die Unternehmen offerieren weniger Stellen, wodurch sich das Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt entlang der Kurve nach unten schiebt (rote Pfeile auf der Abbildung). Umgekehrt gilt, wenn die Wirtschaft expandiert, dass Unternehmen neue Mitarbeiter suchen, um ihre Produktion zu erhöhen, um die Nachfrage zu decken, was den Bestand der Arbeitslosen reduziert, so die Autoren. Während der Punkt des Gleichgewichts sich auf der Beveridge Kurve nach oben und unten verschieben kann, kann sich auch die gesamte Kurve verschieben. Verschiebungen der Beveridge Kurve zeigen Veränderungen, was die Anpassung der Effizient auf dem Arbeitsmarkt betrifft. Eine Verschiebung der Kurve nach oben wird mit einem Anstieg der Sockelarbeitslosigkeit gleichgesetzt.



Die Beveridge Kurve: Offene Stelllen vs. Arbeitslosenquote, Graph: M. Tasci und J. Lindner, August 2010

Eine strukturelle Veränderung könnte die Wirtschaft zum Gleichgewicht auf einer anderen Beveridge Kurve führen, argumentieren die Autoren. Ein Beispiel ist der technologischer Wandel, welcher ein Lücke zwischen den angeforderten Qualifikationen und den offenen Stellen erzeugen kann. In deisem Fall verschiebt sich die Beveridge Kurve nach oben. Die sichtbare Verschiebung der Beveridge Kurve in den vergangenen Quartalen legt nahe, dass der langfristige Anpassungsprozess des Arbeitsmarktes von der Rezession nachteilig betroffen ist, halten die Autoren fest. Ein genauer Blick auf die Daten offenbart allerdings, dass ein Teil des Anstiegs der offenen Stellen im April und im Mai auf die Rekrutierung für die Volkszählung durch die Bundesbehörden zurückzuführen ist.

Eine wichtige Beobachtung ist, dass ein längerfristiger Blick auf die Beveridge Kurve zeigt, dass die Dynamik, die gesehen wurde, keine Ausnahme, sondern gewöhnlich ist während der Erholungsphase der Konjunktur. Beginnt die Wirtschaft, sich zu erholen, nimmt es Zeit in Anspruch, die Arbeitslosigkeit abzubauen, selbst wenn die offenen Stellen sich relativ schnell anpassen können, fassen die Autoren zusammen.

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