Der kurzfristige Ausblick für die US-Wirtschaft hat sich in den vergangenen Tage eingetrübt. Die Fed hat nämlich verkündet, dass die Erholung der Wirtschaft sich stärker als erwartet verlangsamt hat. Vor 10 Jahren hat einer der führenden Ökonomen Amerikas hat eine stechende Kritik an Bank of Japan (BoJ) ausgeübt, mit dem Titel „Japanese Monetary Policy: A Case of Self-Induced Paralysis?“. Mit nur ein paar Änderungen im Wortlaut gilt die Kritik auch für die Fed heute, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Freitagskolumne in NYT. Zu der Zeit stand die BoJ einer Situation gegenüber, die im Grossen und Ganzen ähnlich ist wie die der Fed jetzt. Die Wirtschaft war tief deprimiert und zeigte einige Anzeichen einer Erholung. Und man hätte erwarten können, dass die Zentralbank energische Massnahmen ergreift.
Aber die kurzfristigen Zinsen waren nahe Null und konnten nicht tiefer fallen. Und die BoJ nahm dies zum Anlass, um nichts mehr zu tun. Das war Fehlverhalten, erklärte der berühmte Ökonom. Weit davon entfernt, machtlos zu sein, könnte die BoJ viel erreichen, wenn sie bereit wäre, ihre übermässige Vorsicht und defensive Reaktion auf die Kritik zu verlassen. Er beschuldigte die Notenbanker, sich hinter geringfügigen institutionellen oder technischen Schwierigkeiten zu verstecken, um zu vermeiden, Massnahmen zu treffen. Wer war dieser scharfzüngige Ökonom? Ben Bernanke, der heutige Vorsitzende der US-Notenbank. Warum verhält sich Bernanke so passiv wie die BoJ vor einem Jahrzehnt?, fragt Krugman zu Recht.
„Nun sind Amerikas gegenwärtige wirtschaftliche Probleme nicht exakt identisch mit denen von Japan in den Jahren 1999-2000. Japan erlebte geradezu Deflation, während wir noch nicht“, erklärt Krugman. Aber die Inflation ist deutlich unter der Zielmarke der Fed von rund 2,0%. Und sie rutscht weiter ab. Die Amerikaner sind mit einem Niveau von Arbeitslosigkeit konfrontiert, einer schier menschlichen Elend, viel schlimmer als, was Japan durchmachte, legt der Nobelpreisträger dar. Doch die Fed unternimmt fast nichts, um diesen Schwierigkeiten entgegenzutreten.
Die Politik leidet unter einem Akt der Vernachlässigung durch Obama, argumentiert Krugman. Der Präsident hat bis zu seinem 16. Monat im Amt gewartet, um eine vollständige Liste von Kandidaten für die freien Stellen bei der Fed zu bieten. Hätte er die Stellen mit seinen Kandidaten schnell besetzt, wäre die Fed heute weniger passiv; aber aus welchen Gründen auch immer, ist die Tatsache, dass die Fed laut Statuten verpflichtet ist, „maximale Beschäftigung“ zu fördern. Die Fed wird ihrer Aufgabe nicht gerecht. Während die Fed in selbstverschuldeten Starrheit verweilt, verlieren Millionen von Amerikanern ihre Arbeitsplätze, ihre Häuser und ihre Hoffnungen für die Zukunft, fasst Krugman zusammen.
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