Sollen die USA ihr Haushaltsdefizit kurzfristig senken oder nicht? Das ist das Thema der Debatte, welche unter Politikern, Ökonomen und Denkern seit rund zwei Jahren intensiv geführt wird. Welche Folgen hat aber eine Defizitkürzung angesichts der tiefen Zinsen, der hohen Arbeitslosigkeit und der unsicheren Wachstumsaussichten? Michael Konczal verweist in diesem Zusammenhang in Rortybomb auf ein aktuelles Research Paper von Alberto Alesina und Silvia Ardagna „Large Changes in Fiscal Policy: Taxes versus Spending“ (2009). Die Autoren schauen sich einen Querschnitt der Defizitabbau-Politiken zwischen verschiedenen Ländern an. Untersucht werden Beispiele, wo Defizitkürzungen im grossen Massstab mit wirtschaftlicher Expansion verbunden sind und wo die Staatsschuldenquote (debt-to-GDP-ratio) mittelfristig sinkt. In der überwältigenden Mehrheit der Episoden, die analysiert werden, lässt sich keine Haushaltskürzung mitten in einer Rezession finden. In den Fällen, wo ein Defizitabbau im Abschwung stattfindet, kommt es oft zu einem Rückgang der Wirtschaftswachstumsrate und zu einem Anstieg der Staatsschulden im Verhältnis zum BIP.
In 26 Episoden, die als „expansiv“ identifiziert werden, hat praktisch kein Land in einer Rezession das Haushaltsdefizit gekürzt und gleichzeitig das Wachstum erhöht, indem es die Staatsschuldenquote gesenkt hat, so die beiden Autoren.
Michael Konczal und Arjun Jayadev erweitern nun diese Untersuchung, indem sie die gesamten Daten von 107 Beobachtungen decken: „The Boom Not The Slump: The Right Time for Austerity“. Und sie finden nur sehr wenige Beweise für den Erfolg beim Fall von Defizitabbau in einem Abschwung („cutting in a slump“), wenn die Wachstumsrate im Vorjahr tiefer lag als die durchschnittliche Wachstumsrate in den vergangenen drei Jahren. Die Autoren liefern die folgende bemerkenswerte Tabelle, inder zu sehen ist, dass praktisch kein Land während einer Rezession Haushaltsdefizit gekürzt hat. Es gibt zwei Ausnahmen: Irland (1987) und Norwegen (1983), die jedoch für die gegenwärtige Situation irrelevant sind.
Fälle: Expansive fiskalpolitische Konsolidierung: Graph: A. Alesina & S. Ardagna (2009)
Die Schlussfolgerungen von Konczal und Jayadev
Länder kürzen ihre Defizite historisch gesehen nicht einer Rezession, sondern gehen diese Problematik in nicht-rezessiven Zeiten an,
Wenn Länder ihre Defizite in einer Rezession kürzen, führt es oft zu niedrigem Wirtschaftswachstum und/oder einer höheren Verschuldung im Verhältnis zum BIP. In sehr wenigen Fällen ist es Ländern gelungen, im Abschwung das Budgetdefizit erfolgreich zu kürzen. Das geschieht aber nur, wenn entweder die Zinsen noch gesenkt werden können und/oder die Wechselkurse stark fallen,
Es gab keine Episode, in der ein Land sich in der gleichen Situation wie die USA befunden hat. Das heisst, wie in der jüngsten Rezession mit niedrigen Zinsen und hoher Arbeitslosigkeit,
Die Untersuchung von Alesina und Ardagna liefern wenig Beweise dafür, dass die Defizitkürzung kurzfristig, unter den Bedingungen wie die USA heute, die Aussichten des Landes verbessern würde. Es kann sogar die Situation weitaus verschlimmern.
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