Die
britische Zeitung The Telegraph nennt Paul Krugman in einem wunderlichen
Artikel („Britain can’t afford to fall
for the charms of the false economics Messiah Paul Krugman“) als den „falschen
Messias“ mit „satanischer Absicht“.
Der
Träger des Wirtschaftsnobelpreises wundert sich, ob jemand nun versuchen werde,
ihn mit Weihwasser zu besprengen, um zu sehen, ob er in einer Wolke aus
beissendem Rauch verschwindet.
Eine
Idee wäre, dass Krugman an der University
of Princeton einen neuen Kurs einführt: „Economics 666“.
Im
Grunde genommen hat Krugman alle Fragen, die in dem oben genannten Artikel
aufgeworfen werden, in seinem aktuellen Buch („End This Depression Now!“) ausführlich geklärt.
Kann
aber Cameron tatsächlich keine Schuld für die Double-Dip Rezession zugeschrieben werden, weil es in
Grossbritannien bislang angeblich noch keine wirklichen Sparmassnahmen ergriffen
worden sind?
Es
stimmt aber nicht, dass die britische Regierung keine Sparmassnahmen getroffen
hat. Die öffentlichen Investitionen
sind in Grossbritannien bereits regelrecht eingebrochen, wie Jonathan Portes in
seinem Blog berichtet.
Netto-Investitionen
der öffentlichen Hand in Grossbritannien, Graph:
Jonathan Portes
Es
wäre zwar rein theoretisch denkbar, den restriktiven fiskalpolitischen Kurs zu
rechtfertigen, wenn Grossbritannien unter einem Engpass an Bargeld (cash squeeze) leiden würde. Es ist aber
nicht der Fall. Das Land kann sich nämlich sehr günstig Kapital am Markt
beschaffen, und zwar zu fast Null Konditionen für die lange Frist.
Angesichts
der Tatsache, dass die öffentlichen Investitonen produktiv sind, bedeutet der
Sparkurs der Cameron-Regierung, dass die Austeritätspolitik selbstzerstörend
wirkt. Die britische Regierung mag heute eine unbedeutende Menge an
Zinszahlungen sparen. Aber sie erwürgt gleichzeitig das langfristige
Wirtschaftswachstum und damit die Einnahmen der öffentlichen Hand.
Das
wichtigste Argument, welches Krugman in seinem Blog bereits vorgetragen
hatte, ist, dass die Austeritätspolitik, auch wenn ein grosser Teil der
Sparpolitik noch realisiert werden muss, bereits kläglich versagt hat.
Die
Anhänger der Cameron-Regierung behaupten dennoch, dass die Sparmassnahmen noch
nicht ergriffen worden seien. Krugman hält entgegen, dass die
Austeritätspolitik von Anfang an „vertrauenerweckend“ einschlagen sollte. Wo
ist aber das Vertrauen? Die expansive Sparpolitik wirkt bereits heute kontraktiv.
Die
britische Produktionsleistung, die immer noch 4% unter dem Spitzenwert aus dem
Jahr 2008 liegt, dürfte sich auf dieses Niveau wahrscheinlich nicht vor 2014
aufrappeln.
Auf
die Frage, warum er die Ansicht vertritt, dass die britische Regierung in Sachen
Fiscal Policy einen Kurswechsel vornehmen
soll, antwortet Portes, dass es nun Zeit für die Regierung ist, angesichts der günstigen
langfristigen Kreditkosten seit Menschengedenken, der hohen Arbeitslosigkeit
und reichlich vorhandenen freien Kapazitäten, einer knarrigen Infrastruktur und
eines chronischen Mangels an Wohnraum, Kredit aufzunehmen und zu investieren.
1 Kommentar:
Unglaublicher Artikel im Telegraph, die Neoliberalen haben England offensichtlich immer noch fest im Griff, zumindest medientechnisch. Krugman als Messias oder falschen Propheten mit satanischen Absichten zu bezeichnen, finde ich grotesk. Übelste Propaganda. Kopfschütteln.
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